Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6578

Zusammenfassung

Die Verfügbarkeit von Energie bzw. Energiedienstleistungen ist von zentraler Bedeutung für die Funktionsfähigkeit und die Fortentwicklung einer Gesellschaft. Zugleich ist der Energiebereich für zahlreiche problematische Entwicklungstrends - beispielsweise hinsichtlich der Gefährdung der Ökosysteme, der Ressourcenverknappung oder der Gefährdung der menschlichen Gesundheit - in erheblichem Umfang verantwortlich. Somit kommt der Realisierung des Leitbilds einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung in diesem Bereich ein dementsprechend hohes Gewicht zu.

Die Enquête-Kommission des 14. Deutschen Bundestags "Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung" befaßt sich mit der Frage, wie diese Herausforderung für Deutschland zu bewältigen sein kann. Der vorliegende Bericht entspricht im wesentlichen einer Stellungnahme, die anläßlich der ersten Anhörung der Kommission im September 2000 in Zusammenarbeit mit der DLR Stuttgart, TT-STB, ausgearbeitet wurde. Im ersten Teil werden grundlegende Fragen der Definition und Konzeption des Nachhaltigkeitsbegriffs behandelt. Hier wird das integrative Nachhaltigkeitskonzept der HGF in seinen Grundzügen und seinen Unterschieden im Vergleich zu anderen Ansätzen beschrieben.

Im Mittelpunkt des zweiten Teils steht der Vorschlag von sieben allgemeinen Handlungsleitlinien für Nachhaltigkeit im Energiebereich, die als Orientierung für die Akteure und für politische Handlungsstrategien dienen sollen. Sie sind das Ergebnis einer Übertragung dieses Konzepts und der dort aufgestellten Regeln auf den Energiebereich sowie einer Reflektion des internationalen und nationalen Stands der Debatte hierzu. Die Leitlinien beziehen sich auf die Themen Ressourcenschonung, Umwelt-, Klima- und Gesundheitsverträglichkeit, gerechter Zugang zu Energie, Partizipation, Versorgungssicherheit, Risikoarmut, umfassende Wirtschaftlichkeit (incl. externer Kosten) und internationale Kooperation bei der Gestaltung der Energieversorgungssysteme.

Dabei wird die These vertreten, daß zur Erhöhung der Planungssicherheit der Akteure und zur angemessenen Bewertung von gesellschaftlichen Zuständen oder von Handlungsstrategien konkretere quantitative bzw. qualitative Zielvorgaben im Prinzip für alle diese Leitlinien erforderlich sind. Zur Erreichung insbesondere der emissions- und ressourcenbezogenen Ziele werden die Bedeutung vor allem der Strategien der rationelleren Energienutzung (Effizienz) und des verstärkten Einsatzes regenerativer Energieträger (Konsistenz) sowie Wege zu deren Umsetzung skizziert.

In den Teilen drei und vier werden Vorschläge für an diesen Handlungsleitlinien orientierte Indikatoren gemacht und in ihrer Gewichtung bzw. Gewichtbarkeit beurteilt. Im fünften Teil wird schließlich die Umsetzbarkeit von Nachhaltigkeit im Energiebereich generell, angesichts bestehender Globalisierungs- und Liberalisierungstendenzen, diskutiert. Die Eignung bestimmter Instrumentarien hierzu wird - auch anhand ausländischer Praxisbeispiele - diskutiert.

Definition and Operationalisation of the Sustainable Development Concept for the Energy Sector

Summary

Availability of energy or energy services is essential for the existence and development of societies. At the same time the energy sector is to a large extent responsible for many actual problems regarding endangered ecosystems, resource scarcity or human health. Consequently the realization of sustainable development in this sector is of high importance.

The Enquête-Commission of the 14th German Bundestag "Sustainable Energy Supply under the Conditions of Globalisation and Liberalisation" is concerned with the question how to face this challenge in Germany. This paper includes a detailed statement which has been worked out by ITAS in cooperation with the German Aerospace Center Stuttgart, TT-STB on the occasion of the first hearing held by the commission in September 2000. In the first section basic issues of definition and conception of sustainability are discussed. The fundamentals of the integrative sustainability approach of the HGF and its differences compared to other approaches are presented.

In the second section seven general guiding principles for actors in the energy sector and for political strategies are suggested. They result from an application of this integrative approach to the energy sector and of the reflection of the international and national state-of-the-art concerning this question. These guiding principles are focused on: preservation of resources, protection of ecosystems, climate system and human health, fair access to energy, participation, supply security, comprehensive economic efficiency (i. e. including external ecological and social costs) and international cooperation concerning the design of energy supply systems.

The thesis here is: increasing the planning security for the relevant actors and evaluation of societal and political strategies requires the setting of quantitative and qualitative goals for all these guiding principles. The strategic approaches of a more efficient energy use ("efficiency") and of an increasing renewable energy use ("consistency") are described and evaluated regarding their validity for realizing the resource- and emission-related goals and regarding suitable ways to operationalize them.

In section three and four a set of indicators oriented to those principles is suggested and evaluated regarding possible priorities and aggregations. In the fifth section the realizability of sustainable development is discussed in general, with special regard to actual trends in globalisation and liberalisation of energy markets. The validity of certain instruments for this purpose is regarded, also demonstrated by some examples of foreign practice.