Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6711
Synthese, Eigenschaften und Reaktivitäten von Cp*Ruthenacyclopentatrienen
Christine Ernst
Zusammenfassung
In dieser Arbeit wird die Synthese von
2,5-di-substituierten ChloroCp*Ruthenacyclopentatrienen 10, ihre strukturellen
und spektroskopischen Eigenschaften vorgestellt sowie ihre mögliche Eignung als
Monomerbausteine für elektrisch leitende Polymere näher beleuchtet. Die
Ergebnisse aus den synthetischen Arbeiten unterstützen ihre Rolle als wichtige
Zwischenstufen. Ausserdem werden die Resultate der Reaktivitätsuntersuchungen
der Ruthenacyclopentatriene 10 gegenüber Phosphornukleophilen diskutiert.
Bei der Umsetzung von Cp*Ru(COD)Cl 3 in THF oder
CH2Cl2 mit Acetylenen entstehen in Abhängigkeit von den Substituenten am
Acetylen, der Reaktionszeit und -temperatur unterschiedliche Produkte.
Bei kurzer Reaktionszeit und tiefer Temperatur werden
bei der Reaktion von Cp*Ru(COD)Cl 3 mit arylsubstituierten Acetylenen
2,5-di-Aryl-Cp*Ruthenacyclo1,3,5-triene (Aryl= -Phenyl 10a, -p-Bromphenyl 10b,
-p-Methoxyphenyl 10c, -p-Benzoylamidophenyl 10d) gebildet.
Alle Ruthenacyclopentatriene zeigen charakteristische
Tieffeldverschiebungen für die Carben-Kohlenstoffatome in ihren
13C{1H}-NMR-Spektren.
Es konnte gezeigt werden, dass bei verlängerten
Reaktionszeiten und Temperaturerhöhung durch die Reaktion eines intermediär
gebildeten Cp*Ruthenacyclopentatriens mit einem weiteren Acetylen ein
kationischer Sandwich-Komplex des Typs [Cp*Ru(Benzol)]+ 11 entsteht, der eine
weitere Zwischenstufe bei der Cyclotrimerisierung der Acetylene darstellt.
Beim Einsatz von Acetylenen mit
Elektronendonorsubstituenten waren die Cp*Ruthenacyclopentatriene nicht
isolierbar. Statt dessen werden im Falle von Propargylalkohol und
Propargyl-THP-Ether als Folgeprodukte die entsprechenden trisubstituierten
Benzole 8a, b, c erhalten.
Mit 1-Hexin als Substrat werden ebenfalls
tri-substituierte Benzole erhalten, ausserdem auch eine metallorganische
zweikernige Spezies 7.
Die Verwendung von Trimethylsilylacetylen bei der
Umsetzung mit Cp*Ru(COD)Cl hingegen führte zu einem
Cp*Ru(h4-cyclobutadien-1,2-bis-Trimethylsilan)chlorid 9 als Reaktionsprodukt.
Mit den Verbindungen 7, 10, und 11 gelang die
Isolierung wichtiger Zwischenprodukte bei der Cyclotrimerisierung von Acetylenen
zu 1,2,4-bzw. 1,3,5-substituierten Benzolderivaten.
Durch Reaktion der Ruthenacyclopentatriene mit
Elektronendonorliganden sollte eine Umwandlung in Ruthenacyclopentadiene
erfolgen, wodurch die elektronischen Eigenschaften der Metallzentren des Polymers
unter Erhalt des Bindungsgerüsts gezielt geändert würden.
Werden die Cp*Ruthenacyclopentatriene mit Phosphinen
oder Phosphiten umgesetzt, ist der einleitende Schritt der nukleophile Angriff
des Phospors am Rutheniumzentrum. Es zeigt sich, dass die Reaktion
substratspezifisch ist, und je nach eingesetztem Phosphor-Nukleophil
anschließend einen anderen Verlauf nimmt. Mit PMe3 und P(OMe)3 lagert das
Nukleophil an einen Carben-Kohlenstoff um und die Dicarbenkoordination wandelt
sich einseitig in eine pKoordination um, die sich in der Struktur der
Cp*Ruthenium-Allylcarbenkomplexe 14 und 15 niederschlägt.
Mit PMe3 als Nukleophil bleibt die Reaktion auf
dieser Stufe in Form eines kationischen Cp*Ruthenium-Allylcarbenkomplexes 14
stehen.
Im Falle des P(OMe)3 schließt sich an den
nukleophilen Angriff des Phospits eine Michaelis-Arbuzov-ähnliche
Reaktionsfolge an, die unter Abspaltung eines Moleküls Chlormethan zu einem
neutralen Cp*Ruthenium-Allylcarbenkomplex 15 führt.
Für P(OMe)3 wird ausserdem festgestellt, dass
parallel zu der Allylcarbenreaktion eine zweite Reaktion stattfindet: Der
gleichzeitige Angriff an beiden Carben-Kohlenstoffatomen führt unter
nachfolgender CH-Aktivierung einer Methylgruppe des Cp* und Eliminierung von
Chlormethan und Methanol zur Ausbildung der Fulven-Phosphol-Sandwichkomplexe
16.
Die Reaktion von PPh3 mit 10c wiederum verläuft in
eine völlig neue Richtung, da sich hier die ortho-Positionen der Phenylringe
ebenfalls als reaktive Zentren anbieten und in den Reaktionsverlauf involviert
werden. In einer konzertierten intramolekularen Reaktionsabfolge werden zwei
chirale Zentren in das in einem Schritt gebildete Benzoylphosphepin-Derivat 17
eingeführt.
Es wird gezeigt, dass das
Cp*Ruthenacyclopentatrien-Fragment in ein Polymer eingebunden werden kann. Die
bis dato vorliegenden analytischen Daten des Polymers bestätigen dessen Aufbau.
Die Möglichkeit, das Cp*Ruthenacyclopentatrien-Fragment in polymerer Form
darzustellen, wird über unterschiedliche Reaktionspfade untersucht::
Versuche, über eine Polykondensation oder durch
Sonogashira-Kupplung geeigneter monomerer Cp*Ruthenacyclopentatriene zum Ziel
zu gelangen, schlugen fehl. Lediglich die direkte Polymerisation durch Einsatz
eines 1,4-Bisacetylenbenzols als Acetylenbaustein erwies sich als erfolgreich.
Aufgrund seiner Unlöslichkeit entzog sich das so entstehende Polymer jedoch
weitgehend spektroskopischen Untersuchungen oder analytischen
Charakterisierung.
Die Untersuchungen zu den elektrochemischen Eigenschaften
der Cp*Ruthenacyclopentatriene mittels Cyclovoltametrie demonstrieren, dass
sich die Komplexe reversibel reduzieren lassen. Dabei ist die Lage des
Reduktionspotentials in starkem Maße von den p-Substituenten am Phenylring
abhängig. Eine irreversible Oxidation der Komplexe trat lösungsmittelabhängig
auf.
UV-VIS-Spektroskopie der Cp*Ruthenacyclopentatriene
sowie deren Folgeprodukte aus der Umsetzung mit Phosphinen und Phosphiten zeigt
für Cp*Rutheniumcarbenkomplexe charakteristische Absorptionsbanden, deren Lage
ebenfalls vom p-Substituenten am Phenylring abhängig ist. Das UV-VIS-Spektrum
des polymeren Ruthenacyclopentatriens verdeutlicht die Ähnlichkeit in der
Elektronenstrukur mit den monomeren Verbindungen 10. Aufgrund des ausgedehnten
p-Systems im Polymeren sind die Absorptionsbanden relativ zu den Monomeren
bathochrom verschoben.
Monomere Ruthenacyclopentatriene werden gezielt
synthetisiert und untersucht, auch in Hinblick auf ihre Reaktivität bezüglich
Nukleophilen. Der Aufbau von polymeren Strukturen mit dem Metall in der
Hauptkette des Polymeren gelingt und das Polymer wird durch Vergleich seiner
spektroskopischen Daten mit denen der Monomere charakterisiert.
Die Synthese der Polymere bedarf einer weiteren
Optimierung, um diese einer vollständigen spektroskopischen Charakterisierung
zugänglich zu machen. Die Untersuchung ihrer elektrochemischen Eigenschaften im
Hinblick auf elektrische Leitfähigkeit bildet die Basis, um die Eignung dieser
Polymere als Materialien für leitfähige Werkstoffe abzuschätzen.
Synthesis,
properties and reactivities of Cp*Ruthenacyclopentatrienes
Abstract
In
this work the synthesis of 2,5 di-substituted ChloroCp*ruthenacyclopentatrienes
10, their structural and spectroscopic properties are presented and their
possible suitability for electrical conducting polymers is examined. The results
of the synthetic work supports their role as important intermediates.
Furthermore the results of the reactivity studies of the
ruthenacyclopentatrienes 10 are discussed.
Reacting
Cp*Ru(COD)Cl 3 in THF or CH2Cl2 with acetylenes gives different products
depending on the substituents at the acetylene, the reaction time and reaction
temperature.
At short
reaction time and low temperature the reaction of Cp*Ru(COD)Cl 3 with arene
substituted acetylenes results in 2,5 di-arene-Cp*Ruthenacyclopentatrienes 10.
All
ruthenacyclopentatrienes show for their carben C-atoms characteristic shifts to
lower field in their 13C{1H}-NMR spectra.
At longer
reaction time and higher temperature the reaction of an intermediate
Cp*ruthenacyclopentatriene with an additional acetylene results in a cationic
sandwich complex [Cp*Ru(benzene)]+ 11.
Acetylenes
with electron donating substituents like propargylic alcohol and propargylic
ether give the cyclotrimerisation products 8 as the organic products instead of
isolable Cp*ruthenacyclopentatrienes.
1-Hexine as
substrate results in trisubstituted benzenes 8 and an unsymmetrically
substituted ruthenacyclopentadiene 7 as products.
The use of
trimethylsilyl acetylene as substrate results in Cp*-Ru
(h4-cyclobutadiene-1,2-bis trimethysilane)chloride 9 as product.
With the
compounds 7, 10, 11 the isolation of important intermediates in the
cyclotrimerisation of acetylenes succeeded.
By reacting
the ruthenacyclopentatrienes with electron donating ligands a transformation to
ruthenacyclpentadienes should be obtained, so the electronic properties of the
metal centres could be changed and the bond framework maintained.
In the
reaction of the ruthenacyclopentatrienes with phosphines and phosphites the
initiatory step is the nucleophilic attack of the phosphorus at the ruthenium
centre. The progress of the reaction depends on the substrate used. With PMe3
and P(OMe)3 a rearrangement to cationic allyl carbenes 14 and neutral allyl
carbenes 15 respectively occurs. With P(OMe)3 in a parallel reaction fulvene
phosphole sandwich complexes 16 as second products are obtained. The reaction
of PPh3 with 10c runs in a different direction, by double orthometallation of
the phenyl rings of the PPh3 the bezoyle phosphepin derivative 17 is obtained.
It was shown
that it is possible to embed the ruthenacyclopentatriene fragment into a
polymer. The analytical data confirm its structure.
The studies
on the electrochemical properties of the ruthenacyclopentatriene by cyclic
voltammetry demonstrate the reversible reduction of the complexes. The position
of the reduction potential depends strongly on the p-substituents on the phenyl
ring. An irreversible oxidation of the complexes occurs depending on the
solvent.
UV-VIS
spectroscopy of the Cp*ruthenacyclopentatrienes and their reaction products
with phosphines and phosphites show characteristic absorption bands for the
ruthenacyclopentatrienes, their position depends on the p-substituent on the
phenyl ring. The UV-VIS spectrum of the polymeric ruthenacyclopentatriene
clarifies the similarity of the electronic structure with the monomeric
compounds 10. Due to the extended p-system in the polymer the absorption bands
are shifted to longer wavelength in comparison to the monomer.
Monomeric
ruthenacyclopentatrienes are synthesised and investigated including their
reactivity against nucleophiles. The construction of polymeric structures with
the metal centre s-bonded in the polymeric backbone succeeds and the polymer is
characterised by comparing its spectral data with those of the monomeric
compounds. The synthesis of the polymer needs further optimisation to access
the complete structural characterisation. The studies of their electrochemica
properties with regard to their electrical conductivity build the stock for evaluating
their suitability as materials for conducting materials.
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