Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6718
Entwicklung von Mikroaktoren aus Formgedächtnislegierungen
Manfred Kohl
Zusammenfassung
Formgedächtnislegierungen (FGL) besitzen die
faszinierende Eigenschaft der Gestalt-erinnerung, die mit der Erzeugung hoher Energiedichten
verbunden ist. Heutzutage werden sie bereits in mehreren sehr erfolgreichen
Anwendungen genutzt. Innerhalb der letzten 10 Jahre haben FGL-Bauelemente auch
in die Mikrosystemtechnik Einzug gehalten. Der vorliegende Bericht gibt einen
Überblick über den heute erreichten Stand der Entwicklungen. Am Beispiel von
FGL-Mikroventilen und FGL-Linearaktoren wird die Mikroaktor-Entwicklung von der
Idee bis zum Prototypen in umfassender Breite beschrieben.
Die Breite der Forschungs- und Entwicklungsarbeiten
in der FGL-Mikroaktorik reicht derzeit von rein materialwissenschaftlichen
Themen bis hin zu technologischen Fragestellungen, z.B. bei der
Mikrostrukturierung, Integration und Kontaktierung. Weitere
Entwicklungs-schwerpunkte sind dreidimensionale Modelle zur Behandlung
komplexer FGL-Aktorgeometrien und gekoppelte Simulationsverfahren zur
Berücksichtigung multifunktionaler Eigenschaften. Zum Aktorentwurf werden
mechanische und thermische Optimierungskriterien vorgestellt, deren
systematische Umsetzung eine optimale Nutzung des Formgedächtniseffekts
erlaubt.
Einige der beschriebenen Prototypen sind bereits
konkurrenzfähige Bauelemente. Dazu gehören normal geöffnete, mit 20 µm dicken
FGL-Folienantrieben angesteuerte FGL-Mikroventile, die zu den kleinsten Mikroventilen
zählen und dennoch zu anderen Ventilkonzepten vergleichbare Drücke und
Durchflüsse kontrollieren können. Durch ihre modulare Bauweise können sie mit
anderen Mikrofluidik-Komponenten flexibel kombiniert werden, um fluidische
Mikrosysteme zu realisieren. Ein weiteres Beispiel sind FGL-Mikrogreifer, eine
Weiterentwicklung der FGL-Linearaktoren, die derzeit anderen Mikrogreifern
vergleichbarer Baugröße hinsichtlich Greifkraft und -hub weit überlegen sind.
Development
of Microactuators from Shape Memory Alloys
Abstract
Shape
memory alloys (SMAs) have the fascinating property of shape recovery, which is
associated with the generation of high energy densities. Nowadays, they are
already used in several very successful applications. Within the last 10 years,
SMA devices have entered also the field of microsystems technology. The present
report gives an overview on the current state-of-the-art. For the examples of
SMA microvalves and SMA linear actuators, the microactuator development is
described from the idea to the prototype in comprehensive breadth.
The breadth
of research and development activities on SMA microactuators presently ranges
from pure scientific topics of materials research to technological problems,
e.g. of micromachining, integration and contacting. Further key aspects of
development are three-dimensional models for the handling of complex SMA
actuator geometries and coupled simulation routines in order to take
multifunctional properties into account. For actuator design, mechanical and
thermal optimization criteria are introduced, whose systematic implementation
allows an optimum use of the shape memory effect.
Some of the
presented prototypes are already competitive components. One example are
normally-open SMA microvalves driven by SMA foil actuators of 20 µm thickness,
which are counted among the smallest microvalves and which still are able to
control pressures and flows comparable to other valve concepts. Due to their
modular design they can be combined with other microfluidic components in a
flexible way for realization of fluidic microsystems. Another example are SMA
microgrippers, a further development of SMA linear actuators, which presently
outperform other microgrippers of comparable size with respect to gripping
force and stroke.
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