Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6748

PLUTONIUM BIOKINETICS IN HUMAN BODY

Andrea Luciani

Abstract
The biokinetic model presented by the International Commission on Radiological Protection (ICRP) in the Publication 67 represents one of the basic tools for evaluating the risk following an exposure to an internal contamination from Plutonium. However it is characterized by some assumptions that have no clear physiological explanation, but that were introduced to have a closer fit to the available data from studies on humans, particularly in relation to the urinary excretion at long time after exposure. Such assumptions are not only a correction of model’s prediction of Plutonium urinary excretion, but it was shown that they are the leading process in determining the urinary excretion after already 100 days post intake. Yet, even with such corrections, this biokinetic model still shows difficulties in describing the metabolism of Plutonium in human body.

In recent years, as data relating to the urinary excretion of Plutonium at long time after exposure become more and more available, an enhancement of the urinary excretion long after intake was observed in some contaminated subjects. The application of the original model on these actual cases would result in a significant overestimation of the dose, with important consequences not only from a scientific, but even from a legal point of view. Owing to these considerations the biokinetic model from ICRP was further developed. Particular attention was paid to the predictions of the urinary excretion, because this is the most common and feasible technique for monitoring the risk after an internal contamination of Plutonium. The ICRP model was modified on the basis of the available data from studies of Plutonium metabolism in humans in order to get accurate predictions of the urinary excretion without the ICRP assumptions that can't be physiologically supported. The optimized model obtained from this analysis predicts also values for the fecal excretion and blood retention of Plutonium that agree better to the available data than ICRP model does.

Dose coefficients and analytical expressions that approximate the urinary excretion of Plutonium predicted by the optimized model were calculated in order to allow an easy implementation of the model into the monitoring routine of radiation protection.

Furthermore a sensitivity analysis was carried out with respect to the transfer rates of the model in order to point out the most significant parameters in determining the urinary excretion of Plutonium and, to a smaller extent, the fecal excretion and the blood retention. On the basis of the results of the sensitivity analysis an uncertainty analysis was also carried out to evaluate the range of variation of the model transfer rates that would reproduce the variability of the urinary excretion observed in humans. It is therefore possible to have an indication about the possible values of the transfer rates that can be assumed for a specific subject of the population.

The optimized model was finally used to describe the urinary excretion of an actual case of contamination. This subject is today one of the most known and studied worldwide because a great number of data are available since his contamination in 1983. Furthermore he represents one the most significant examples of enhancement of the urinary excretion of Plutonium at long time after exposure.

In occasion of the present work a complete set of measurements was carried out in the Forschungszentrum Karlsruhe in order to assess the urinary and fecal excretion and blood retention of Plutonium at the present time. Whole body counter and alpha-spectrometry techniques were adopted for performing in vivo and in vitro measurements on organs and bioassay samples, respectively. The measurements have confirmed the enhancement of Plutonium urinary excretion observed in occasion of previous investigations of the same subject. The application of the information about the possible inter-subjectual variation of the model transfer rates obtained from the uncertainty analysis has allowed describing the Plutonium metabolism in this subject by means of the optimized model. Particularly the enhancement of the urinary excretion was modelled by assuming subject-specific transfer rates with values in the calculated range of variation for a population of healthy subjects.

Zusammenfassung
Das von der Internationalen Strahlenschutzkommission (ICRP) in Publikation 67 vorgestellte biokinetische Modell bildet eine wesentliche Grundlage für die Abschätzung des Risikos durch Inkorporationen von Plutonium.  Allerdings wird das Modell von einigen Hilfsannahmen geprägt, die keinen physiologischen Hintergrund haben, sondern die nur eingeführt wurden, um eine bessere Übereinstimmung mit der Beobachtung zu erzielen, insbesondere in Hinblick auf die langfristige Aktivitätsausscheidung im Urin. In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass die Hilfsannahmen nicht nur eine Korrektur des Modells darstellen, sondern dass sie von zentraler Bedeutung für die Aktivitätsausscheidung im Urin sind. So wird die Ausscheidungsrate bereits 100 Tage nach der Aktivitätszufuhr nahezu ausschließlich von den Hilfsannahmen bestimmt. Allerdings werden dadurch die generellen Schwierigkeiten bei der Modellierung des Stoffwechsels von Plutonium im Menschen nicht behoben.

In jüngster Zeit sind in vermehrten Maße Messdaten der langfristigen Aktivitätsausscheidung von Plutonium im Urin verfügbar geworden, die auf eine Erhöhung der  Ausscheidungsrate bei länger zurückliegenden Expositionen hinweisen. Die Anwendung des ICRP Modells in der ursprünglichen Form würde in diesen Fällen zu einer signifikanten Überschätzung der Dosis mit möglicherweise erheblichen beruflichen und rechtlichen Konsequenzen führen.

Aufgrund dieser Überlegungen wurde das ICRP Modell im Rahmen der vorliegenden Arbeit weiterentwickelt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Aktivitätsausscheidung im Urin gelegt, weil sie die Grundlage für die Inkorporationsüberwachung auf Plutonium bildet. Auf der Basis der verfügbaren Studien des Metabolismus von Plutonium wurde das Modell so modifiziert, dass die auf die von der ICRP eingeführten Hilfsannahmen ohne physiologischen Hintergrund nicht mehr erforderlich sind, um eine hinreichend genaue Vorhersage der Ausscheidungsrate im Urin zu erzielen. Mit dem derart optimierten Modell kann auch die Aktivitätsausscheidung im Stuhl sowie die Aktivitätskonzentration im Blut besser modelliert werden als mit dem ursprünglichen ICRP Modell.

Zur Vereinfachung der Implementierung des optimierten Modells in die routinemäßige Inkorporationsüberwachung wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit die Dosiskoeffizienten und die Funktionen zur Beschreibung der Aktivitätsausscheidung im Urin berechnet. Außerdem wurde eine Empfindlichkeitsanalyse durchgeführt, um diejenigen Modellparameter zu identifizieren, die den größten Einfluss auf die Urinausscheidungsrate sowie auf die Stuhlausscheidungsrate und die Aktivitätskonzentration im Blut haben. Auf der Basis der Empfindlichkeitsanalyse wurde eine Fehleranalyse durchgeführt, um die Variationsbreite dieser Modellparameter aufgrund der am Menschen beobachteten Variationsbreite der Aktivitätsausscheidung zu quantifizieren. Mit Hilfe dieser Fehleranalyse können nun die bei einer bestimmten Person im Einzelfall möglichen Übergangswahrscheinlichkeiten genauer eingegrenzt werden.

Im experimentellen Teil der vorliegenden Arbeit wurde das optimierte Modell zur Beschreibung der Aktivitätsausscheidung im Urin am Beispiel eines konkreten Inkorporationsfalls angewendet. Dieses Beispiel stellt den zur Zeit weltweit am besten dokumentierten Inkorporationsfall dar. Außerdem repräsentiert dieser Fall ein eindrucksvolles Beispiel für die langfristige Erhöhung der Plutonium-Ausscheidungsrate im Urin. Zur Bestimmung des aktuellen Status des Falles wurden im Forschungszentrum Karlsruhe umfangreiche  in vivo und in vitro Messungen zur Bestimmung der aktuellen Aktivität in den Organen, der Aktivitätsausscheidung in Urin und Stuhl und der aktuellen Aktivitätskonzentration im Blut der betreffenden Person durchgeführt. Die Messungen bestätigten die erhöhte Aktivitätsausscheidung im Urin, die bereits bei früheren Untersuchungen ermittelt wurde. Bei Berücksichtigung der aus der Fehleranalyse gewonnenen Informationen über die individuelle Schwankungsbreite der Modellparameter ist es möglich, die ermittelten Messwerte mit dem optimierten biokinetischen Modell qualitativ und quantitativ zu beschreiben. So kann insbesondere auch die langfristig erhöhte Aktivitätsausscheidung durch geeignete Wahl von personenspezifischen Modellparametern im Rahmen des bei gesunden Personen ermittelten Schwankungsbereichs modelliert werden.

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