Mikrowellenprozesstechnik für keramische Werkstoffe der Mikrosystemtechnik
Zusammenfassung
Der
zunehmende Einsatz von keramischen Werkstoffen in Mikrosystemen wird begleitet
von immer weitreichenderen Entwicklungen von neuen Werkstoffen sowie Studien
zur Herstellung und Optimierung der Werkstoffe mit geeigneten Eigenschaften,
wie verbesserte Haltbarkeit, Festigkeit und Formtreue. Die zunehmende Miniaturisierung
von keramischen Mikrobauteilen erfordert neben der kontrollierten Einstellung
der Mikrostruktur und den zunehmenden Ansprüchen des Designs neuartige
angepaßte Herstellungsrouten.
In
der vorliegenden Arbeit wurde die Anwendbarkeit der Mikrowellenprozeßtechnik
zum Sintern von keramischen Werkstoffen und keramischen Komponenten untersucht.
Der Mechanismus bei der Anwendung von Mikrowellen zum Heizen von keramischen
Dielektrika unterscheidet sich erheblich von dem konventionellen Heizen
über infrarote Strahlung. Wärme entsteht im ersten Fall aufgrund
der Wechselwirkung von Mikrowellen und Materie im Volumen des zu heizenden
Körpers. Da sie nicht wie beim konventionellen Heizen über Konvektion
und Strahlung in den Probenkörper eingebracht wird, ergeben sich konsequenterweise
erhebliche Unterschiede bei der Prozeßführung, welche sich auch
in den Eigenschaften der gesinterten Probenkörper niederschlagen können.
Die möglichen Vorteile des Mikrowellensinterns beinhalten die Einstellung
der Mikrostruktur, sowie im Bezug auf piezoelektrische Materialien wie
Blei-Zirkonat-Titanat, die Minimierung von Bleioxidverlusten während
des Sinterprozesses. Diese Eigenschaften sind besonders entscheidend bei
Komponenten mit großen Oberflächen, da Bleioxidverluste die
piezoelektrische Leistung stark herabsetzen.
Es
wurden Experimente mit 2.45 GHz- und 30 GHz-Mikrowellen durchgeführt
und mit dem konventionellen Prozeß verglichen. Die Vor- und Nachteile
der Prozeßführung wurden herausgearbeitet. Es wurde ein Dilatometer
für das 30 GHz-Mikrowellenfeld entwickelt, welches in-situ Untersuchung
des Sinterverhaltens keramischer Proben in Abhängigkeit von Temperatur
und Zeit ermöglicht. Das Dilatometer wurde an die Anforderungen des
Mikrowellenapplikators angepaßt. Eine entsprechende Ka-librierungsmethode
wurde entwickelt, da Kalibierungskörper mit gleichen dielektrischen
Eigenschaften wie das zu untersuchende Material nicht verfügbar waren.
Es wurden daher vollverdichtete Proben mit vernachlässigbarem Schrumpf
aus dem gleichen Material wie die zu untersuchende Keramik benutzt. Das
Dilatometer ermöglicht Messungen von Ausdehnung und Schrumpf in Prozeßzyklen
bis zu 1600 °C. Die Leistungsfähigkeit ist vergleichbar zur konventionellen
Dilatometrie, wobei Heizraten von 80 K/min und einstellbare Haltezeiten
möglich sind. Es konnten somit direkte Vergleiche zum Sinter- und
Schrumpfungsverhalten von sowohl mit Mikrowellen als auch konventionell
verdichteten kerami-schen Proben durchgeführt werden.
Als
zu untersuchende keramische Werkstoffe wurde nanoskaliges Zirkoniumoxid
und die Elektroke-ramik Blei-Zirkonat-Titanat ausgewählt. Aus beiden
Materialien wurden Grünkörper mit möglichst hohen Gründichten
hergestellt und mit den verschiedenen Sintertechniken verdichtet. Die sich
anschließende Charakterisierung umfaßte Vergleiche von mechanischen
und piezoelektrischen Eigenschaf-ten, welche in Korrelation zu Dichte und
Mikrostruktur gesetzt wurden.
Für
beide Materialien wurde festgestellt, daß der Sinterschrumpf um 150
– 200 °C erniedrigten Tem-peraturen einsetzt und auch die Temperatur
des Sintermaximums um etwa den gleichen Betrag herabgesetzt ist. Die Vergleiche
von Zirkoniumoxidproben ergaben, daß im Mikrowellenfeld das Korn-wachstum
stark unterdrückt ist. Die aufgrund der Feinskaligkeit erwarteten
signifikant höheren mechanischen Kennwerte konnten jedoch nicht beobachtet
werden.
An
massiven Proben aus Blei-Zirkonat-Titanat ergab die Gegenüberstellung
von dielektrischen und piezoelektrischen Kennwerten vergleichbare Werte
von konventionell und mit Mikrowellen hergestellten Proben. Wie auch beim
Zirkoniumoxid festgestellt wurde, verursachte die erniedrigte Sintertempe-ratur
(~150 K niedriger) ein feineres Korngefüge, welches sich jedoch nicht
auf die elektromechanischen Eigenschaften auswirkt. Die Auswertung der
Prozeßparameter ergab, daß beim Mikrowellensintern vor allem
keine Kontrolle der Bleioxid-Atmosphäre notwendig ist.
Die
Verdichtung keramischer Mikrokomponenten wie 1-3 piezoelektrische Komposits,
Fasern und Stapelaktoren über die Mikrowellenprozeßtechnik wurde
demonstriert, wobei für die im Mikrowellen-feld gesinterten keramischen
Mikrokomponenten vergleichbare bzw. bessere Werte bei den Messungen der
Funktionsparameter festgestellt wurden. Der minimale Bleiverlust während
des Sinterprozesses ist signifikant für die Herstellung von blei-basierten
Komponenten mit grosser Oberfläche.
Microwave
Processing for Ceramic Materials in Microsystem Technology
Abstract
As
the application of ceramic components in microsystem technology progresses,
further research on the development of new advanced materials with enhanced
durability, strength and formability is re-quired. This research is being
driven by the ongoing miniaturization of ceramic micro parts, including
an increased level of microstructural control and design complexity further
requiring new processing methodologies.
In
this study, the applicability of microwaves for sintering of monolithic
ceramics and ceramic micro-components was investigated. As the heating
of dielectrics in microwave fields is based on the direct interaction of
microwaves and matter, the energy is volumetrically distributed. This distinguishes
from heating by conventional infrared radiation, in which heating is initiated
at the surface and therefore resulting in differences in both the densification
process and materials' properties. The potential bene-fits of the microwave
sintering route include microstructural control and in regard to piezoelectric
materials like lead-zirconate-titanate the benefit of lead oxide loss prevention
during the densification process. This is crucial as lead oxide loss leads
to significant degradation in piezoelectric activity especially of high-surface
area components.
Experiments
with 2.45 GHz and 30 GHz microwaves were conducted and contrasted to conventional
thermal processing. The advantages and disadvantages of microwave processing
were then as-sessed. A dilatometer for the 30 GHz microwave field was developed
to allow in-situ monitoring of time and temperature dependent densification
behavior. The experimental setup addressed the issues of microwave heating
in the applicator. Componentsof
low loss materials transparent to microwaves were used in order to maintain
microwave heating of the sample and the setup was designed to shieldthe
inductive displacement transducer. An appropriate calibration method had
to be developed as samples of similar dielectric properties as the material
under investigation were not available. Therefore fully densified samples
of the same ceramic material with negligible shrinkage were employed for
calibration. The dilatometer allowed measurements of the sample's extension
and shrinkage during heating cycles up to 1600 °C. The performance
of heating experiments were comparable to conven-tional dilatometry with
controlled heating rates up to 80 K/min and dwelling capability. This allowed
direct comparisons of sintering and shrinkage behavior of both conventional
and microwave proc-essed ceramic materials.
Nanoscale
zirconia and sub-micron lead-zirconate-titanate electroceramics were selected
for the evaluation. Samples of both materials were processed in order to
obtain highly dense green bodies and sintered with the different techniques.
Investigation of the samples included comparison of the mechanical and
piezoelectric properties as correlated to the density and microstructure.
For
both material systems, the onset of shrinkage was found to be significantly
lower, as much as 150 – 200 °C, in the microwave field as well as the
shrinkage maximum. Comparison of zirconia microstructures revealed suppressed
grain growth in the microwave field, owing to the reduced temperature of
densification. Significantly higher mechanical properties associated with
the fine grain size, however, were not realized.
The
dielectric and piezoelectric data of lead-zirconate-titanate ceramics were
found to be comparable for both conventional and microwave sintering. As
found with zirconia, the reduction in sintering temperature (~ 150 K) resulted
in significantly finer microstructure, with no apparent grain size depend-ency
of the electromechanical properties. As for the processing benefits it
was found that lead oxide control was obsolete employing the microwave
sintering technique.
The
densification of functional microcomponents by microwave processing was
demonstrated, including 1-3 piezoelectric composites, fibers, and multilayer
actuators with enhanced performance. Of significance to the production
of high surface area lead-based components was the minimal lead oxide volatility
during the sintering process.
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