Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6790
Reversible Zustandsänderungen in nanoskaligen Metall-Hydriden
Christian Lemier
Zusammenfassung
Nanostrukturierte Materialien weichen in ihren
Eigenschaften deutlich vom grobkristallinen Material ab. Bei kleiner werdenden
Korngrössen werden sie zunehmend von den Korngrenzen beeinflusst. Es wird
gezeigt, dass hierfür nicht nur der große Anteil der Korngrenzen am
Gesamtvolumen verantwortlich ist, sondern dass eine langreichweitige elastische
Wechselwirkung zwischen Korngrenzen und Kristalliten das thermodynamische
Gleichgewicht auch in den Kristalliten selbst verschiebt. Nanokristalline
Palladium-Wasserstoff Legierungen werden als Modellsysteme untersucht und es
wird gezeigt, dass durch die Exzesskonzentration des Wasserstoffs in der
Korngrenze eine elastische Flächenspannung auftritt, die zu einem Druck in den
Kristalliten führt und dort quantitative Veränderungen des Phasendiagramms bewirkt.
Eine hier vorgestellte Theorie des chemisch-elastischen Gleichgewichts erklärt
die experimentell beobachtete Verengung der Mischungslücke und die Verschiebung
des kritischen Punktes. Im experimentellen Teil kommen Röntgenbeugungs-,
volumetrische sowie dilatometrische Messverfahren zum Einsatz. Damit werden
Adsorptionsisothermen des Wasserstoffs in der Korngrenze experimentell bestimmt
und erstmals die Verteilung des Wasserstoffs in einen Korngrenzen- und einen
Kristallitanteil separiert. Die Korngrenzendehnung und die elastische
Flächenspannung in der Korngrenze wird für beide Phasen experimentell bestimmt.
Kalorimetrische Untersuchungen geben Hinweise auf eine Verbreiterung der
Energieverteilung der Segregationsplätze in der Korngrenze sowie auf eine mögliche
Clusterung von Protonen beim Übergang in die Hydrid-Phase. Eine Analyse der
atomaren Paarverteilungsfunktion liefert Belege für eine
Wasserstoffanreicherung in einer geordneten korngrenzennahen Lage. Die Dicke
dieser Lage wird mit verschiedenen Verfahren abgeschätzt. Die hier
vorgestellten Ergebnisse sind von Bedeutung für verwandte nanostrukturierte
Systeme wie dünne Filme, Multilagen und Hydrid-Speicher.
Reversible
changes of state in nanoscale metal-hydrides
Abstract
The
properties of nanostructured materials differ significantly from those of
coarse grained materials. For mate-rials of smaller grain sizes, the overall
properties are strongly influenced by the interfaces. It is shown, that this is
not only due to the large volume fraction of the grain boundary region, but
also to a long range elastic interaction between grain boundaries and
crystallites which shift the thermodynamic equilibrium in the crystallites.
Nanocrystalline palladium is examined as a model system and it is shown that
due to the excess hydrogen con-centration in the grain boundaries an interface
stress leads to a pressure in the crystal grains causing quantitative changes
in the phase diagram. A theory of chemo-elastic equilibrium presented here
explains the experimentally observed narrowing of the miscibility gap and a
shift of the critical point. X-ray diffraction, dilatometric and volumetric
measurements are performed. Adsorption isotherms of hydrogen in the grain
boundaries are deter-mined experimentally. For the first time, the hydrogen distribution on grain
boundaries and the crystallites are derived. Interface stress and stretch are
also determined experimentally. Calorimetric studies indicate a broaden-ing of
the energy site distribution in the grain boundaries and clustering of hydrogen
at the transition to the hydride-phase. Analysis of the pair distribution
function confirm hydrogen enrichment in an ordered layer at the interface. The
layer thickness is estimated with several methods. The results presented here
can be applied to related systems such as thin films, multilayers and
metal-hydrides for hydrogen storage applications.
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