Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6804
Experimentelle Bestimmung thermischer Material- und Prozessdaten für die Spritzgießsimulation unter Verbesserung der Messtechnik
J. Amberg, M. Guttmann, N. Holstein, M. Moneke, W.
Pfleging, K. Seemann
Zusammenfassung
Im vorliegenden Bericht zum AiF-Projekt Nr. 12544N
wird über die Entwicklung von mikrostrukturierten Sensoren für die
Temperaturmessung im Kunststoffspritzguss berichtet. Auf Zirkonoxidsubstraten
mit geringer Masse und Wärmekapazität sowie geringer Wärmeleitfähigkeit wurden
Thermoelement-Arrays aus gut haftenden Titan- und Chromsputterschichten in
Ätztechnik nach fotolithographischer Strukturierung aufgebracht. Die
Außenkontur wurde durch Laserschneiden erzeugt.
Die gewählten Strukturgrößen - die Leiterbahnbreite
beträgt 40 µm - ermöglichen eine hohe Ortsauflösung. Die thermische Masse der
Sensoren ist wegen ihrer Dicke von 0,125 mm so gering und damit die zeitliche
Auflösung so gut, dass der Anstieg der Temperatur um mehr als 200 K bei
Einspritzen, die Wiedererwärmung der Schmelze durch Friktion im Anguss und die
Änderung des Wärmeübergangs beim Abschalten des Nachdrucks detektiert werden
können. Es wurden mehrere Variationen des grundlegenden Sensorlayouts
realisiert: z. B. Polyimid-Zwischenschichten, eine Kammstruktur am Sensorkopf,
verschiedene Leiterbahndicken u.a.m., z. T. um die Wärmeleitung zwischen den
Messstellen zu minimieren.
Die Sensoren wurden im Ölbad kalibriert und in einem
eigens konstruierten Werkzeug eingesetzt. Bei Variation der Prozessparameter
Einspritzzeit, Nachdruckzeit und Nachdruckhöhe wurden die Temperaturen in der
Werkzeugkavität über die gesamte Prozessdauer für unverstärktes und
glasfaserverstärktes Polypropylen gemessen. Aus der Zeitableitung und dem
Gradienten der Temperaturverteilung wurden Temperaturleitfähigkeiten berechnet
und mit Laborwerten verglichen. Mit der so im Spritzgießprozess ermittelten
Temperaturleitfähigkeit wurden Simulationsrechnungen mit dem Programm CADMOULD
wiederholt, die auf vom Hersteller angegebenen Werten basieren. Die im Prozess
ermittelten Temperaturleitfähigkeiten sind im relevanten Bereich mit einer
Ungenauigkeit von maximal 15 % (in der Sensormitte 5 %) behaftet und liegen in
der Größenordnung der aus Laborwerten berechneten Temperaturleitfähigkeit.
Die Sensoren erwiesen sich auch beim Spritzgießen von
glasfaserverstärktem Polypropylen als mechanisch stabil. Die Leiterbahnstruktur
blieb während der Versuchsserien erhalten und löste sich nicht vom Sensor.
Damit wurden die Ziele des Projekts trotz
erheblicher, nicht vorhersehbarer Probleme bei der Optimierung und Kombination
einzelner Prozessschritte weitestgehend erreicht. Es wurden wesentliche, neue
material und prozessbezogene Erkenntnisse gewonnen.
Im Laufe des Projekts konnte daher ein starkes
Interesse von Firmen und Forschungseinrichtungen an diesem Projekt festgestellt
werden. Vor allem die kleinen und mittelständischen Sensorhersteller aber auch
Kunststoffverarbeiter, Dienstleister und Maschinenhersteller zeigten reges
Interesse, da ihnen nun einerseits Methoden zur Validierung der
Spritzgießsimulation und andererseits ein viel weitergehend einsetzbarer Sensor
zur Verfügung stehen.
Experimental
Determination of thermic material und processing data for the simulation of
injection molding by improvement of the measurement technique
Abstract
The
present report of the AiF-project No. 12544 N deals with the development of
micro structured sensors for temperature measurement in injection moulding. For
this purpose, on zirconium oxide substrates showing low mass and low heat
capacity arrays of titanium-chromium thermocouples were generated by sputtering,
UV-lithography and selective etching. The contour of the sensors was cut by
laser ablation of the ZrO2 substrates.
The selected
dimensions of the structures, e.g. the width of strip conductors amounted to 40
µm, allow a high local resolution. Owing to the sensor thickness of 125 µm ,
the calorific mass is inferior and with it the time resolution is fine enough
to detect the rise of the temperature of about more than 200 K, the reheating
of the melting by friction in the gate system and the change of heat
transmission after the shut down of the dwell pressure. Different variations of
the fundamental design were realized: e.g. polyimide insulation lavers, comb
structure between thermocouples, different strip conductor thicknesses and some
few applications more, partly to minimize the thermal conduction between the
measuring points. The sensors were calibrated in a oil-bath and put in an
especially constructed injection moulding tool. By variation of the parameters
injection time, dwell pressure time and dwell pressure altitude the
temperatures in the injection moulding cavity over the entire process duration
were detected for straight polypropylene and glass fibre reinforced
polypropylene. From the time derivative and the gradient of the temperature distribution
the thermal diffusivity was calculated and compared with laboratory values.
With this thermal diffusivity determined by injection moulding processes
simulations with the program CADMOULD were repeatedly carried out with
manufactoring values. The experimental thermal diffusivities exhibit an
inaccuracy up to a maximum of 15 % in the relevant sensor sector (in the centre
of the sensor up to 5 % ) and are comparable with the thermal diffusivities
calculated on base on laboratory values.
The sensors
qualified as mechanically stable also for injection moulding of glass fibre
reinforced polypropylene. The whole thermocouple structure was not affected and
did not remove from the sensor in any case. With it, the aims of this project
are reached by a large degree of fullfillment despite few not expectable
problems during the optimization procedure and arising by the combination of
the single process steps. New essential relevant material and process knowledge
was generated.
During the
project it was registrated a strong interest of companies and research
institutes for the sensors. Especially small and middle sensor producers, but
also polymer manufacturers, service enterprises and machine producers showed
strong interest, because on one side now methods for validation of injection
moulding simulation and on the other side, a far more extensivly applicable
sensor is now by this available.
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