Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6855
Charakterisierung des Transkriptionsfaktors SIX2 und seiner Bindungsstellen im GDNF- und Six2-Promotor
Stephan Brodbeck
Zusammenfassung
Die frühe Nierenentwicklung in Säugern stellt ein
klassisches Modell der Organogenese dar. Obwohl viel über die morphogenetischen
Prozesse während dieses Stadiums der Entwicklung bekannt ist, sind die
molekularen Mechanismen der Nephrogenese noch weitestgehend unverstanden. Einer
der Schlüsselfaktoren in der frühen Nierenentwicklung ist GDNF, das Protein des
Genes glial cell line derived neurotrophic factor (GDNF). Dieses Protein wird
vom metanephrischen Mesenchym sekretiert und bindet an den Wolffschen Gang, wo
es dessen Knospung und somit die weitere Nierenentwicklung induziert. Die
Regulation der Expression von GDNF ist noch nicht bekannt. Knock-out Studien
von Genen, die im metanephrischen Mesenchym während des gleichen Zeitraumes
exprimiert werden wie GDNF, liefern zumindest Hinweise auf die Faktoren, die
für die Regulation der Expression von GDNF notwendig sind. Zu diesen Faktoren
gehören Pax2, Six2 und Eya1. Die Beteiligung dieser Gene, bzw. ihrer
Genprodukte, legt ein regulatorisches Netzwerk während der frühen Nierenentwicklung nahe, wie dies für
Mitglieder dieser Genfamilien in der Entwicklung anderer Organe schon gezeigt
wurde. Auch über die Regulation der Expression der Gene Pax2, Six2 und Eya1 ist
nur wenig bekannt.
Ein Ziel dieser Arbeit war es, Faktoren zu
identifizieren, die direkt an der Expression von GDNF beteiligt sind. Ein
direkter Effekt der Proteine von Pax2, Six2, Eya1 auf ein
GDNF-Promotor-Fragment sollte mit Hilfe von transienten Transfektionen
nachgewiesen werden. Da nur bei SIX2 ein Effekt auf die Transaktivierung
beobachtet wurde, erfolgte eine weitere Charakterisierung von zwei
Bindungsstellen von SIX2 im GDNF-Promotor durch Gelretardations- und
Footprintanalysen. Aufgrund eines vermuteten regulatorischen
Pax2-Eya1-Six2-GNDF Pfades sollte auch die Regulation der Expression von Six2
untersucht werden. Da der murine Six2-Promotor noch nicht charakterisiert
wurde, klonierte ich ein 920bp Fragment des Promotors aus einer cDNA-Bibliothek,
welches anschließend auf eine Transaktivierung und Bindung durch genau die
gleichen Gene untersucht wurde, wie sie beim GDNF-Promotor benutzt wurden.
Dabei wurde festgestellt, dass SIX2 seinen eigenen Promotor aktivieren kann und
dies ähnlich wie beim GDNF-Promotor über zwei Bindungsstellen geschieht. Beide
gefundenen Bindungsstellenpaare enthalten palindrome Sequenzen. Eine in vivo
Aktivität der verwendeten
Promotorfragmente konnte durch Herstellung transgener Mäuse nachgewiesen
werden. Bei diesen Mäusen ist eine Expression eines Reporters, der unter der
Kontrolle der jeweiligen Promotorfragmente steht, in den Geweben zu beobachten, in denen sich auch in
Wildtyp-Mäusen eine Expression von GDNF, bzw. Six2 findet.
Eine Funktion von SIX2 als Transkriptionsfaktor ist
bisher noch nicht eindeutig belegt worden. In dieser Arbeit gelang es
nachzuweisen, dass im C-Terminus des SIX2-Proteines eine
Transaktivierungsdomäne lokalisiert ist. Auch konnte gezeigt werden, dass
andere Six-Familienmitglieder dazu in der Lage sind, den Six2-Promotor zu
aktivieren und eine Interaktion mit Pax-Familienmitgliedern wahrscheinlich ist.
Characterisation
of the transcription factor SIX2 an his binding sites in the GDNF- and
Six2-promoter
Abstract
Early
kidney development in mammals is a classical model of organogenesis. Although
morphogenetical processes are well characterised during this time, not much is
known about the genetical mechanisms of nephrogenesis. One important factor
involved in this process is the protein of glial cell line derived neurotrophic
factor gene, (GDNF), which is secreted from the metanephric mesenchyme. GDNF
binds to the nephric duct, where it initiates the formation of the uretric bud
and kidney development can continue. Many of the factors that regulate the
expression of GDNF are still unknown. Knock out experiments of genes, which are
expressed in metanephric mesenchyme during the stages of development when GDNF
is expressed give some hint in respect of the factors, that could be involved
in regulation of GDNF. Some of this factors include Pax2, Six2 and Eya1. The
fact, that these genes are involved in regulation of GDNF leads to the
establishment of a possible regulatory network during kidney development, since
other members of these gene families are known to act in such way during
development of other organs. The regulation of expression of Pax2, Six2 and
Eya1 is also mostly unknown.
One aim of
this work was to identify factors, that are directly involved in regulation of
the expression of GDNF. Such a direct effect of PAX2, SIX2, EYA1 and WT1 on the
GDNF-promoter can be characterised by transient transfection assays. Only SIX2
has shown an effect on the promoter fragment used and two binding sites of SIX2
have been identified by electromobility shift assays and footprint assays. In
accordance with a regulatory model containing Pax2-Eya1-Six2-GDNF pathway,
factors, that are necessary for expression of Six2 were characterised. I cloned
a 920 bp fragment of the murine Six2-promoter and examined possible
transactivation effects and binding abilities with the same genes used in the
GDNF promoter studies. I have found, that SIX2 activates its own promoter and
similarly to the GDNF-promoter, there are two binding sites of SIX2 in the
Six2-promoter. Both pairs of binding sites contain palindrome sequences. To
show an in vivo activity of the used promoter fragments, transgenic mice were
generated. Expression of a reporter gene,
under the control of the Six2- or GDNF promoter fragments in transgenic
mice, was found in tissues, where endogenous expression of Six2 or GDNF in
wildtype mice is also seen.
The function
of SIX2 as transcription factor is not well characterised. In this study I
demonstrate that the C-teminus of SIX2 contains a transactivation domain. I
also showed, that SIX3 and SIX6 also have an effect on the Six2-promoter and
that these members of the Six-family can interact with members of the Pax-gene
family.
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