Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6914

Limit Strains for Severe Accident Conditions - Synthesis Report of the EU-project LISSAC - Contract No. FIKS-CT1999-00012

R. Krieg, M. Seidenfuß (Comp.)

Abstract
The local failure strains of essential reactor vessel components are investigated. The size influence of the components is of special interest. Typical severe accident conditions including elevated temperatures and dynamic loads are considered.

The main part of work consists of test families with specimens under uniaxial and biaxial static and dynamic loads. Within one test family the specimen geometry and the load conditions are similar, the temperature is the same; but the size is varied up to reactor dimensions. Special attention is given to geometries with a hole or a notch causing non-uniform stress and strain distributions typical for reactor components.

To manufacture all specimens sufficient material was available from the unused reactor pressure vessel Biblis C. Thus variations of the mechanical material properties, which could impair the interpretation of the test results, are rather small. This has been confirmed by an adequate number of additional quality assurance tests.

A key problem was to determine the local strain at failure. Here suitable methods had to be developed including the so-called “vanishing gap method” and the “forging die method”. They are based on post test geometrical measurements of the fracture surfaces and reconstructions of the related strain fields using finite element calculations, for instance.

To deepen the understanding of structural degradation and fracture and to allow extrapolations, advanced computational methods including damage models have been developed and validated. Several approaches were tried in parallel including so-called non-local concepts and descriptions of stochastic properties at grain size level.

The experimental results indicate that stresses versus dimensionless deformations are approximately size independent up to failure for specimens of similar geometry under similar load conditions. Also the maximum stress is approximately size independent, if failure occurs after the maximum stress is reached.

Cracks are initiated, if the local equivalent strain reaches a critical value, called the local failure strain. It turned out to be more than 50 % for large specimens approaching the dimensions of the reactor pressure vessel.

The local failure strains are size dependent. They reach values around 150 % for small specimens with thicknesses or diameters of a few millimetres.

The parameter describing the size effect is the radius of holes or notches located in critical specimen regions. The shape of the specimen and the type of load plays a minor role.

The scatter of the results on structural failure is considerable. However statistical evaluations indicate that the failure strain will hardly fall below a lower threshold.

Thus limit strains, depending on the hole or notch radius in the critical specimen region could be proposed for temperatures up to 400 °C. Dynamic loads are included. Limit strains for higher temperatures up to 850 °C are also discussed. 

Using the limit strains a more realistic strain based concept can be employed for analyses of severe accident consequences. Furthermore the results on size effects will help to examine, whether findings from small scale model experiments can be converted to reactor conditions.

The applicability of the results can be extended to other geometries and load conditions by using recommended theoretical models. However, in any case, care must be taken when the stress triaxiality is higher than in the tested specimens. In this case the failure strain may decrease significantly.

Application of the proposed limit strains to selected severe accident problems shows that the admissible load increases by a factor between 1.25 and about 2.0 in comparison to using state-of-the-art rules.

A more detailed report has been published as FZKA 6854.

Dehnungsgrenzen für Materialbeanspruchungen bei schweren Unfällen

Zusammenfassung
Die lokalen Versagensdehnungen wesentlicher Komponenten des Reaktordruckbehälters werden untersucht. Der Größeneinfluss der Komponenten ist von besonderem Interesse. Typische Unfallbedingungen wie erhöhte Temperaturen und dynamische Beanspruchungen werden berücksichtigt.

Hauptteil der Arbeiten sind Testfamilien mit Materialproben unter ein- und mehrachsiger statischer und dynamischer Belastung. Innerhalb einer Testfamilie ist die Probengeometrie ähnlich und die Temperatur ist gleich; nur die Probengröße wird variiert bis hin zu Reaktorabmessungen. Die meisten Proben enthalten ein Loch oder eine gerundete Kerbe. Die dadurch hervorgerufenen ungleichmäßigen Spannungs- und Dehnungsverteilungen sind typisch für Reaktorkomponenten.

Zur Herstellung der Proben stand Material von dem nicht benutzten Reaktordruckbehälter Biblis C zur Verfügung. Dadurch war es möglich, die störenden Variationen der mechanischen Materialeigenschaften klein zu halten. Dies wird durch begleitende Materialstichproben bestätigt.

Ein Schlüsselproblem war die Bestimmung der lokalen Versagensdehnung. Hierzu mussten spezielle Methoden wie zum Beispiel die „vanishing gap method“ oder die „forging die method“ entwickelt werden. Sie beinhalten geometrische Vermessungen der Bruchoberflächen nach den Tests und erlauben die Rekonstruktion der Dehnungsfelder in den Proben während des Rissbeginns – beispielsweise mit Hilfe von Finite-Elemente-Rechnungen.

Um das Verständnis der beobachteten Materialschädigungen und der Bruchvorgänge zu vertiefen, wurden fortgeschrittene theoretische Modelle entwickelt und – wenn möglich – validiert. Dazu gehören unter anderem so genannte „non-local concepts“, aber auch Modelle, die die stochastischen Materialeigenschaften der einzelnen Körner berücksichtigen. Derartige Modelle sind bei der Extrapolation zu anderen Beanspruchungsbedingungen hilfreich.

Die experimentellen Ergebnisse zeigen, dass für ähnliche Probengeometrien und Belastungsbedingungen die Spannungen über den dimensionslosen Verformungen nahezu größenunabhängig sind – bis zu den jeweiligen größenabhängigen Versagenspunkten. Damit ist auch die Maximalspannung näherungsweise größenunabhängig, vorausgesetzt Versagen erfolgt nachdem die Maximalspannung erreicht wurde.

Risse werden initiiert, wenn die lokale Vergleichsdehnung einen kritischen Wert erreicht. Dieser kritische Wert wird als lokale Versagensdehnung definiert. Für große Proben im Bereich der Reaktorabmessungen beträgt sie mehr als 50%.

Die lokale Versagensdehnung ist größenabhängig. Für kleine Proben mit Dicken oder Durchmessern im Millimeterbereich erreicht sie etwa 150%. Der die Probengröße beschreibende Parameter ist der Radius der Löcher und Kerben in den Proben. Die sonstige Form der Proben und die Art der Belastung hat dagegen nur geringen Einfluss.

Die Streuungen der ermittelten lokalen Versagensdehnungen sind erheblich. Statistische Bewertungen zeigen jedoch, dass die lokale Versagensdehnungen einen unteren größenabhängigen Grenzwert nicht unterschreiten.

Damit war es möglich größenabhängige, d.h. vom Loch- oder Kerbradius abhängige Dehnungsgrenzen vorzuschlagen. Temperaturvariationen zwischen Raumtemperatur und 400 °C sowie dynamische Berstungen sind erlaubt. Dehnungsgrenzen für höhere Temperaturen bis 850 °C werden diskutiert.

Mit Hilfe von Dehnungsgrenzen ist es möglich für schwere Unfälle ein wesentlich realistischeres, auf Dehnungen basierendes Bewertungskonzept anzuwenden. Ferner ist es jetzt möglich zu entscheiden, inwieweit experimentelle Ergebnisse von kleineren Reaktormodellen auf reale Rektorabmessungen übertragen werden können.

Unter Beachtung der theoretischen Untersuchungen sind auch Anwendungen auf andere Geometrien und Beanspruchungsbedingungen möglich. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn die Dreiachsigkeit des Spannungszustandes größer ist als bei den hier untersuchten Proben. In diesem Falle können die Versagensdehnungen erheblich abnehmen.

Die Anwendung der vorgeschlagnen Dehnungsgrenzen auf ausgewählte strukturmechanische Probleme bei schweren Unfällen zeigt, dass im Vergleich zu den bisherigen Bewertungsmethoden, die noch hinnehmbare Belastung um einen Faktor zwischen 1.25 und etwa 2.0 zunimmt.

Ein ausführlicher Bericht ist unter FZKA 6854 erschienen.

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