Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 6922
Analyse des Mikro-Heißprägeverfahrens
M. Worgull, M. Heckele, W. K. Schomburg
Zusammenfassung
Im Rahmen dieser Arbeit wurden der Heißprägeprozeß zur
Herstellung von Mikrostrukturen analysiert, Wirkzusammenhänge aufgezeigt und
daraus Verbesserungspotentiale für das Verfahren abgeleitet.
Da ein Simulationswerkzeug, das den Heißprägeprozeß
beschreibt, nicht existiert, wurden die für eine Analyse notwendigen
Simulationen mit zwei Simulationswerkzeugen durchgeführt. Der Umformvor-gang
wurde aufgrund der Parallelen zum Spritzprägevorgang mit der kommerziellen
Simulationssoft-ware MOLDFLOW MPI simuliert, das Entformverhalten wurde unter der
FEM-Software ANSYS model-liert. Exemplarisch für die Untersuchungen wurde das
Material PMMA Lucryl G77Q11 der Firma BASF verwendet. Der Schwerpunkt der
theoretischen und praktischen Analysen bezog sich auf den Ent-formprozeß, da
während dieses Prozeßschrittes die größte Gefahr der Zerstörung von
Mikrostrukturen besteht. Auf der Basis von Simulationsmodellen wurden
Parameterstudien durchgeführt, die es erlau-ben, Aussagen zu optimierten
Prozeßparametern, insbesondere zur Reduzierung von Entformkräften, zu liefern.
Die Simulation mit MOLDFLOW MPI lieferte qualitative
Ergebnisse zur Reduzierung der verfahrens-bedingt notwendigen Restschichtdicke,
der typischen Druckverteilung innerhalb eines geprägten Formteils und daraus
abgeleitet Aussagen zur Befüllung von Mikrokavitäten. Es zeigte sich, daß auf
Grund der parabelförmigen Druckverteilung innerhalb eines typischen Formteils
die Befüllung von Mikrokavitäten vom Zentrum des Formteils ausgeht. Die
Druckverteilung bewirkt Schwindungsdiffe-renzen innerhalb der Restschicht und
verursacht einen Verzug des Formteils. In der Simulation konnte gezeigt werden,
daß sich der Verzug, hervorgerufen durch Schwindungsanisotropie, mit einfachen
konstruktiven Maßnahmen reduzieren läßt.
Schwerpunkte der Arbeit bildeten die Simulation der
prozeßspezifischen Eigenschaften des Heißprä-geverfahrens, wie typische
Werkzeugverformung während des Prägens, Einfluß der Substrathaftung auf das
Entformverhalten sowie der eigentliche Entformvorgang. Mit dem Ziel der
Prozeßoptimierung wurde zusätzlich der Einfluß der Prozeßparameter und der
Heißprägemaschine auf die Entformkräfte untersucht. Es wurde ein Modell
erstellt, das es erlaubt, Prozeßparameter und Einflußgrößen zu vari-ieren, um
damit die Bedingungen zu ermitteln, unter denen die Entformkräfte auf ein
Minimum redu-ziert werden können. Voraussetzungen für die Beschreibung des
Entformverhaltens waren die Cha-rakterisierung des verwendeten Materials durch
die Thermoanalyse und die Erstellung eines viskoe-lastischen Materialmodells.
Auf der Basis der Simulation konnte das typische
Entformverhalten einer freistehenden Mikrostruktur gezeigt werden, der Einfluß
von Hinterschnitten bewertet und die Grenzen der Entformbarkeit ermittelt
werden. Die Einflüsse der Prozeßparameter auf die Entformkräfte wurden im
Rahmen von Parameter-studien ermittelt. Es zeigte sich, daß insbesondere die
Umformtemperatur, die Entformtemperatur und die Restschichtdicke entscheidend
die Entformkräfte und damit das Potential der Zerstörung der Mik-rostrukturen
beeinflussen.
Mit den Ergebnissen der Simulation des
Entformvorgangs konnte gezeigt werden, daß eine Randfixie-rung der Restschicht
die Schwindung verringert und die Entformkräfte auf ca. 25 % reduziert. Im
Rahmen der Arbeit wurden abschließend einzelne konstruktive Lösungsvorschläge
zur Schwindungs-reduzierung aufgezeigt.
Analysis
of the micro hot embossing process
Abstract
In
the present dissertation, the hot embossing process for the fabrication of
microstructures was ana-lyzed, relationships were identified, and improvement
potentials of the process derived.
As a
simulation tool describing the hot embossing process does not exist, the
simulations required for analysis were carried out with two other simulation
tools. Due to its parallels to injection compression molding, molding as such
was simulated using the commercial simulation software MOLDFLOW MPI, while
demolding was modeled with the FEM software ANSYS. The material used was PMMA
Lucryl G77Q11 by BASF. Theoretical and practical analyses focused on the
demolding process, as during this process step the risk of destroying
microstructures is highest. Based on simulation models, pa-rameter studies were
carried out to optimize process parameters and, in particular, to reduce
demold-ing forces.
Simulation
with MOLDFLOW MPI yielded qualitative results for the reduction of the residual
layer thickness required for the process and the typical pressure distribution
in the embossed part. Thus, conclusions could be drawn with respect to the
filling of microcavities. It was found that due to the parabolic pressure
distribution in a typical molded part, filling of the microcavities starts from
the center of the part. Pressure distribution causes shrinkage differences in
the residual layer and results in a distortion of the molded part. It was
demonstrated by simulation that distortion caused by shrinkage anisotropy may
be reduced by simple constructive measures.
Particular
emphasis was put on the simulation of process-specific properties of the hot
embossing process, such as typical deformation of the tool during embossing,
influence of substrate adhesion on the demolding behavior, and actual
demolding. To optimize the process, influence of the process pa-rameters and
the hot embossing machine on the demolding forces was studied in addition. A
model was generated, which allows to vary process parameters and influencing
factors so as to determine the conditions, under which demolding forces can be
reduced to a minimum. As prerequisites for the description of the demolding
behavior, the material used was characterized by thermoanalysis and a
viscoelastic material model was generated.
Simulation
revealed the typical demolding behavior of a free microstructure, the influence
of under-cuts, and the limits of demolding. The effect of the process
parameters on the demolding forces was determined by parameter studies. The
molding temperature, demolding temperature, and residual layer thickness turned
out to have a decisive influence on the demolding forces and, hence, on the
potential damage of the microstructures.
The results
of demolding simulation demonstrated that shrinkage could be reduced and
demolding forces decreased to about 25% by edge fixation of the residual layer.
Based on the simulation results, practical solutions to reduce shrinkage were
presented.
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