Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte – FZKA 7066 

Entwicklung einer miniaturisierten bruchmechanischen Probe für Nachbestrahlungsuntersuchungen

H.-C. Schneider

Zusammenfassung
Der vorliegende Bericht stellt eine miniaturisierte Probe zur Ermittlung bruchmechanischer Kennwerte an ferritisch-martensitischen Stählen vor. Aufgrund ihrer kleinen Abmessungen und der gewählten Geometrie ist die Dreipunkt-Biegeprobe geeignet, in räumlich beschränkten Bestrahlungsprogrammen eingesetzt zu werden. Den bei kleinen Proben zu befürchtenden Nichtkonservativitäten wird durch geometrische Modifikation der Bruchzone und durch die Entwicklung geeigneter Prüf- und Auswertetechnik begegnet. Eine experimentelle und rechnerische Validierung anhand von normgerechten Proben unter Verwendung verschiedener Materialien zeigt die Gültigkeit der mit solchen Proben gewonnenen bruchmechanischen Kennwerte.

Eine auf Finite-Elemente-Berechnungen basierende Analyse des Spannungsfeldes vor der Rißspitze legt künstliche Dehnungsbehinderungen durch seitliche Kerben nahe. Eine solche Kerbung ergibt für Proben unterschiedlicher Größe stark vergleichmäßigte Verläufe von Spannungen und J-Integral unter Modus-I-Belastung, wie sie für die Ermittlung bruchmechanischer Kennwerte sinnvoll sind. Isotherme Experimente werden an den drei grundsätzlichen Materialzuständen spröde, duktil und spröd-duktil unter Verwendung verschiedener Probengrößen und -geometrien vorgenommen. In temperierten Experimenten wird die Verschiebung des spröd-duktilen Übergangs der Rißzähigkeit gegenüber Proben herkömmlicher Größe untersucht. Es wird gezeigt, daß unter Beachtung der in diesem Bericht gegebenen Empfehlungen zur Auswertung nichtkonservative Ergebnisse ausgeschlossen werden können.

Die praktische Verwendbarkeit der vorgestellten Probenform wird mit der Prüfung von bestrahlten Proben nachgewiesen. Die Auswertung ergibt, daß sie auch unter den Bedingungen abgeschlossener Versuchszellen und fernbedienter Handhabung für bruchmechanische Untersuchungen einsetzbar ist und reproduzierbare Werte für JID und KID liefert.

Development of a miniaturized fracture-toughness specimen for post-irradiation experiments

Abstract
The present report introduces a miniaturized sample for the determination of fracture mechanics characteristics of ferritic-martensitic steels. Due to its small dimensions and the geometry selected, the three-point bending specimen is suitable for use in irradiation programs with limited space. The nonconservative results which are feared to be obtained when using small specimens are prevented by a geometrical modification of the fracture zone and by the development of a suitable test and evaluation technique. An experimental and computational validation on the basis of standard samples using different materials reveals the validity of the fracture mechanics characteristics obtained with such samples.

An analysis of the stress state in front of the crack tip, based on finite-element calculations, suggests artificial constraints by lateral notches. Such notches give rise to stronger uniformly distributed stress states and J-integral values under mode-I loading for samples of different sizes, which are useful for the determination of fracture mechanics characteristics. Isothermal experiments are performed under the three fundamental material conditions of ductile, brittle, and ductile-to-brittle-transition using different specimen sizes and geometries. The shift of the fracture toughness’ ductile to brittle transition - in comparison to full-scale specimens - is examined in tempered experiments. It is shown that considering the recommendations for evaluation given in this report, non-conservative results can be excluded.

Practical suitability of the specimen type presented is demonstrated by examining irradiated samples. Evaluation shows that the specimen is - also under the conditions of hot cells and remote handling - usable for fracture mechanics investigations and that it supplies reproducible values for JID and KID.



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