Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte – FZKA 7128
Pflanzenphysiologische Untersuchungen der
nichtparasitären Blattverbräunung der Sommergerste Hordeum vulgare L.
Martina Zahn
Zusammenfassung
In der vorliegenden
Arbeit wurde die nichtparasitär bedingte Blattverbräunung (NBV) bei der
Sommergerste Hordeum vulgare L. untersucht. Ziel der Arbeit war es,
herauszufinden, durch welche Faktoren die NBV ausgelöst wird. Ausgangspunkt für
die Versuche waren Beobachtungen, die zur allgemeinen Hypothese führten, dass
es sich bei der NBV um eine Blattschädigung durch oxidativen Stress handelt. Es
sollte geprüft werden, wie Stress in verschiedenen Kultivaren der Gerste
gegebenenfalls zu NBV führt. Hierzu wurden in Klimakammerexperimenten
verschiedene Umweltbedingungen simuliert, um den Einfluss von hohen
Bestrahlungsstärken und erhöhten Ozonbelastungen auf die Entstehung der NBV zu
untersuchen. Anhand der Ergebnisse aus den Kammerversuchen konnte gezeigt
werden, dass der Photonenfluss eine entscheidende Rolle spielt. So wurden bei
dem Gerstenkultivar cv. Ricarda als Repräsentant einer bezüglich NBV
empfindlichen Sorte, eine signifikant höhere Superoxidanion-Radikal Verteilung
nachgewiesen als beim resistenten Zuchtstamm IPZ 24727. Die NBV war insgesamt
bei den Versuchspflanzen, die erhöhten Bestrahlungsintensitäten ausgesetzt
waren, stärker ausgeprägt. In Freilandversuchen konnte ebenfalls beobachtet
werden, dass lichtzugewandte Blätter höhere Schädigungen zeigten als
Schattenblätter. Zwischen Ozon und der Blattverbräunung konnte kein direkter
Zusammenhang gefunden werden. Die Frage, ob es entscheidend ist, zu welchem
Entwicklungsstadium ein Faktor wie Strahlung oder Ozon auf die Pflanzen in
besonderem Maße einwirkt, konnte aufgrund der geringen Zahl von (Freiland-)
Versuchen nicht beantwortet werden. Es konnte jedoch festgestellt werden, dass
die NBV sich immer zwischen den Entwicklungsstadien BBCH 53 und 56, d.h. zum
Zeitpunkt des Ährenschiebens, schlagartig entwickelt. In diesem Zusammenhang
wurde die Altersabhängigkeit der antioxidativen Schutzsysteme bei der Gerste
näher untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass die Konzentrationen von
Ascorbat und Glutathion mit zunehmendem Alter abnehmen, ebenso sinkt die
Aktivität der Cu/Zn-SOD in den Chloroplasten. Parallel dazu wurde auch eine
Abnahme der Superoxidanion-Radikal Verteilung zwischen BBCH 49 und 55
beobachtet. Möglicherweise treten die Pflanzen zu diesem Zeitpunkt in die
vegetative Phase ein, in der die älteren Blätter bei geregelter Seneszenz ihre
Ressourcen für die Samenbildung bereitstellen. Aus den oben geschilderten
Ergebnissen und den von BEHN, 2003, gemachten Beobachtungen mit
mlo-Gerstensorten, mehltauresistenten Kultivaren, die ein verfrühtes
Seneszenzverhalten zeigen, wurde die Hypothese aufgestellt, dass die
Empfindlichkeit gegenüber NBV eng verbunden ist mit dem Seneszenzverhalten der
verschiedenen Sorten. Da seneszente Pflanzen möglicherweise empfindlicher
gegenüber oxidativem Stress sind, reagieren sie auch empfindlicher auf erhöhte
Strahlung und sind eher bereit, NBV zu manifestieren. Die Untersuchungen zur
Entstehung von oxidativem Stress sollten auch klären, ob die bei den einzelnen
Sorten unterschiedlich starke Ausprägung der Blattschädigung auf eine
Überproduktion an ROS oder eine schlechtere „Entgiftung“ derselben
zurückzuführen ist. Hierzu wurden die antioxidativen Schutzsysteme der
einzelnen Kultivare geprüft. Es zeigte sich, dass IPZ 24727 eine geringere
Radikal Verteilung in den Blättern als cv. Ricarda aufwies, was auf die höheren
Cu/Zn-SOD-Aktivitäten in IPZ 24727 zurückgeführt wurde. Diskussionen über die
Beteiligung von Pilzbefall mit Ramularia collo-cygni an der Entstehung von NBV
waren Anlass zu mikroskopischen Untersuchungen von geschädigten Blättern. Es
konnten keine Hinweise auf eine Pathogenbeteiligung gefunden werden. Auch die
Ergebnisse aus der Untersuchung der Genexpression von ESTs pathogen-relevanter
Stoffwechselwege unterstützen die These, dass es sich bei NBV um eine
nichtparasitäre Blatterkrankung handelt. Diese molekularbiologischen Versuche
waren durchgeführt worden, um nach Unterschieden in der Genexpression
stressrelevanter Stoffwechselwege zwischen den Kultivaren zu suchen. Die höhere
Expression der Chitinase-ESTs der cv. Ricarda gab einen weiteren Hinweis
darauf, dass diese Sorte schon in einem früheren Entwicklungsstadium als IPZ
24727 einem oxidativen Stress ausgesetzt ist. Die Ergebnisse der vorliegenden
Arbeit stützen die Annahme, dass es sich bei der NBV um eine durch oxidativen
Stress hervorgerufene Blattschädigung handelt, die durch Umweltbedingungen
erzeugt wird, bei denen Licht eine entscheidende Rolle spielt. Die
Phytokammerexperimente zeigten, dass UV-B-Strahlung allerdings als alleiniger
Verursacher dieses Stresses genauso ausgeschlossen werden kann wie Ozon.
Vielmehr ergeben Strahlung, Luftschadstoffe, eventuell auch die Temperatur
zusammen ein Szenario, gegen das Sorten, die zu einer früh einsetzenden
Seneszenz neigen und daher empfindlich gegen oxidativen Stress sind, nur ein
schwächer arbeitendes antioxidatives System entgegensetzen können als
resistente Sorten. ROS werden in den empfindlichen Kultivaren unzureichend
abgebaut und bewirken so eine stärkere Ausprägung der NBV. Möglicherweise ist eine
frühe Blütenbildung bei geringerer Biomasse der Pflanzen eine Prädisposition
für NBV. Zur Klärung dieser Frage sind weiterführende Experimente zu möglichen
Unterschieden im Blühverhalten von Sommer- und Wintergerste angezeigt.
Plantphysiological
investigations of non-parasitic leaf spots of barley Hordeum vulgare L.
Abstract
Non-parasitic leaf
spots (NPLS) of barley cultivars Hordeum vulgare L. are a leaf damage which has
been observed only in the last fifteen years. It is unknown what the main
reasons for these damages may be. The hypothesis that oxidative burst is the
origin for these spots relies on the observation that they mostly occur when
the radiation is high and the plants are in a defined stage of development. Several
trials in climate chambers were made to investigate the development of the
NPLS. For this reason the plants underwent different conditions, like enhanced
sun radiation and high ozone concentrations. It could be demonstrated that the
photon flux is important for the spot formation. In comparison to the resistant
cultivar IPZ 24727 a significant higher level of superoxide anion radicals was
found in the sensitive NPLS cultivar cv. Ricarda. Leafs of barley plants
developed much more NPLS than the control plants when they were tested under
high radiation conditions during the experiments. This observations were also
made in freeland trials. There was no correlation found between higher ozone
concentrations and the development of NPLS, but between stage of development of
the barley and decrease of the spots. Even when the ears began to arise the
spots developed very quickly. In view of this observation the antioxidative
systems were analyzed. The concentrations of ascorbat and glutathione decreased
with growing age like the enzyme activity of Cu/Zn-SOD in the chloroplasts. A
decrease of superoxide anion radicals was observed when the plants are grew
older. In this stage of development it may be that the older leafs switch over
to put their supply at seed’s disposal. The hypothesis is that cultivars
which are sensitive regarding to NPLS getting senescent earlier than the
resistant cultivars. In this stage of development the plants are more sensitive
against oxidative burst and it may be that they react to high radiation with a
marked manifestation of spots. The results of this investigations strengthen
the assumption that the main reason for NPLS is an oxidative burst which is
generated by enviromental conditions. Radiation is an important factor but not
the only one. In the NPLS sensitive cultivars ROS were’nt reduced in the
way of the resistant cultivars because of an lower enzyme activity of
Cu/Zn-SOD.
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