Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 7205

Nonequilibrium Processing of Amorphous and Nanostructured Materials

Guru Prasad Dinda

Abstract
            Nanostructured materials have attracted great interest in recent years because of the unusual mechanical, electrical and optical properties endowed by confining the dimensions of such materials and because of the combination of bulk and surface properties to the overall behaviour. There is continued interest in finding cost effective and simpler ways to fabricate nanostructured materials, even though research groups have been investigating possibilities for the past three decades. Here we describe a simple but very useful approach – so-called repeated cold-rolling – to synthesize large quantities of nanostructured materials at ambient temperature.

            In the present work, massive nanocrystalline samples of Ti, Zr and Pd with average grain sizes below 100 nm and Ni with a grain size less than 10 nm have been synthesized at ambient temperature by repeated cold-rolling. Such small grain sizes have not been obtained for pure metals by any other severe plastic deformation technique. The development of the microstructure in dependence of deformation was investigated by X-ray diffraction, followed by the characterization of their morphology in cross section by scanning electron microscopy and transmission electron microscopy and the grain refinement mechanisms were analyzed. The mechanical responses of the nanostructured materials produced by repeated cold-rolling are studied by nanoindentation and Vickers hardness test. The highest hardness was observed for severely cold-rolled Ni of grain sizes less than 50 nm.

            Aside from the opportunity to obtain nanocrystalline bulk samples, the processing pathway also allows for synthesizing bulk amorphous materials. Since the discovery of solid state amorphization reactions, mechanical alloying processes have been extensively investigated. However, the exact mechanisms of mechanically induced amorphization are not yet firmly established. By repeated cold-rolling, we were able to synthesize fully amorphous samples of different binary Cu-Zr, Cu-Ti, Ni-Zr, ternary Ti-Zr-Cu and quaternary Ti-Zr-Cu-Ni and Zr-Al-Cu-Ni alloy systems at ambient temperature starting from pure elemental foils. The key issue to synthesize fully amorphous samples by repeated cold-rolling are discussed. In addition, the progress of the solid state amorphization reaction and especially the early stages of phase formation at internal heterophase interfaces are studied systematically. In addition to the analyses of the amorphization mechanism, the present results indicate that repeated cold-rolling is a useful technique to obtain large quantities of amorphous samples over an extended range of glass forming composition.

Prozessieren von amorphen und nanokristallinen Materialien fern vom thermodynamischen Gleichgewicht

Zusammenfassung
Nanostrukturierte Materialien haben in den vergangenen Jahren aufgrund ihrer ungewöhnlichen mechanischen, elektrischen und optischen Eigenschaften ein weltweites, großes Interesse hervorgerufen. Die ungewöhnlichen Eigenschaften sind eng mit der räumlichen Beschränkung in einer oder mehrerer Dimensionen oder mit der Verknüpfung von Volumen- und Grenzflächeneigenschaften verbunden. In diesem Zusammenhang besteht ein fortgesetztes und bislang nicht befriedigtes Interesse an der Entwicklung kostengünstiger und einfach zu handhabender Methoden zur Herstellung nanokristalliner Materialien. Hier beschreiben wir einen neuartigen und einfachen jedoch gleichzeitig sehr wirkungsvollen Ansatz – das sogenannte „wiederholte Kalt-walzen“ – um massive nanokristalline Materialien bei Raumtemperatur und in Mengen im Gramm-Bereich herzustellen.

            In dieser Arbeit wurden die reinen Metalle Ti, Zr und Pd mit einer mittleren Korngröße unter 100 nm und Ni sogar mit einer Korngröße unter 10 nm hergestellt. Derartig geringe Korngrößen konnten für diese reinen Metalle mit keiner anderen Deformationsmethode hergestellt werden. Die Entwicklung der Mikrostruktur als Funktion des Verformungsgrades wurde mit Röntgendiffraktion, Raster- und Transmissionselektronenmikroskopie in Aufsicht und im Querschnitt untersucht. Die Bildung einer nanokristallinen Mikrostruktur während der intensiven Walzverformung wird durch Versetzungsgeneration und durch Anordnung der Versetzungen zu Zell- oder Subkorngrenzen und nachfolgende Ausbildung von Korngrenzen erklärt. Die weitere Deformation wird dann – mit abnehmender Korngröße – zunehmend durch alternative Deformationsmechanismen wie Kornrotation oder Korngrenzgleiten getragen. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen darüber hinaus an, dass eine große plastische Dehnung und nicht notwendigerweise ein hoher hydrostatischer Druck wie bei der Hochdruck-Torsionsverformung zur Synthese nanokristalliner Mikrostrukturen notwendig ist. Dabei gilt einfach, dass umso mehr Korngrenzen gebildet werden können, je mehr Versetzungen durch plastische Verformung gebildet werden. Dieser Mechanismus und damit die minimale Korngröße ist begrenzt einerseits durch die minimale Kristallitgröße, welche noch eine Versetzung aufnehmen kann, und andererseits durch dynamische Erholung und Vergröberung während der kontinuierlichen Deformation. Diese Analyse wird gestützt durch Verformungsexperimente an Zr bei Temperaturen deutlich unterhalb von Raumtemperatur. Bei tiefen Temperaturen läuft die Erholung und Vergröberung der Mikrostruktur mit verringerter Geschwindigkeit ab, so dass die Versetzungsdichte erhöht ist. Daher benötigt die Korngrößenverkleinerung bei tiefer Temperatur geringere Dehnungen. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass Synthesewege, welche bei niedrigen Temperaturen große Dehnungen in ein Material eintragen können, eine effiziente Option zur Herstellung nanokristalliner Materialien in anwendungsrelevanten Mengen darstellen können. Zusätzlich bietet die sequentielle Kombination unterschiedlicher Deformationsprozesse alternative und noch weitgehend unerforschte Möglichkeiten zur Nanostrukturbildung. Dabei zeigen bereits die hier erhaltenen ersten Ergebnisse hinsichtlich der mechanischen Eigenschaften von nanokristallinem Ni eine enorme Verbesserung aufgrund der Kornverkleinerung. Das hier hergestellt Ni beispielsweise zeigt die höchste jemals für Ni gemessenen Härte von 7 GPa.

            Neben der Möglichkeit zur Erzeugung massiver nanokristalliner Materialien kann die hier entwickelte Synthesemethode auch zusätzlich zur Festkörperamorphisierung benutzt werden. Dieser Ansatz bietet den Vorteil, dass die Geometrie der Schichten und damit der interessierenden Heterophasen-Grenzflächen deutlich definierter sind als beim Kugelmahlen, und somit die Analyse der zugrundeliegenden Mechanismen erleichtert. Darüber hinaus läuft die Verformung hier mit vergleichbar geringen Dehnraten ab, so dass eine starke Erhöhung der Temperatur an den Grenzflächen – wie typischerweise für das Kugelmahlen beobachtet – hier vermieden wird. Hier wurden unterschiedliche binäre, ternäre und quaternäre Systeme auf Zr – und Ti-Basis ausgehend von elementaren Folien durch intensive Deformation bei Raumtemperatur amorphisiert. Dabei trägt die Zwangsmischung von Legierungselementen und die dadurch erreichte Übersättigung den Hauptanteil der Amorphisierungsreaktion: wird die Übersättigung so weit erhöht, dass die Stabilitätsgrenze für polymorphe Umwandlungen überschritten wird, so wird die feste Lösung thermodynamisch instabil und kann unter Energiegewinn in eine metastabile, amorphe Phase umwandeln. Zusätzlich erschweren oder verhindern Konzentrationsgradienten an den Heterophasen-Grenzflächen die Nukleation der intermetallischen Konkurrenzphasen und erleichtern so die Amorphisierung. Dabei weisen die vorliegenden Ergebnisse darauf hin, dass die Zwangsmischung von Legierungselementen zur Erzielung hoher Übersättigungen durch die Erzeugung von „willkürlichen Gleitsystemen“ in den kristallinen Bereichen und durch Bildung von Scherbändern in der amorphen Phase kontrolliert wird, und nicht durch thermische Diffusionsprozesse allein zu erklären ist. Zu Beginn der Festkörperreaktion, bei geringen Dehnungen, bildet sich die amorphe Phase zunächst an den Heterophasen-Grenzflächen, sobald lokal die Übersättigung den kritischen Wert übersteigt. Diese amorphe Zwischenschicht wächst mit zunehmender Deformation durch mechanisches Mischen, Grenzflächenaufrauung und thermische Diffusion. Die experimentelle Beobachtung einer kontinuierlich und inkrementell wachsenden Dicke der amorphen Lage weist darauf hin, dass die Festkörperamorphisierung ähnlich wie eine konventionelle diffusionskontrollierte Phasenumwandlung abläuft, mit der Besonderheit, dass das Material vor der Wachstumsfront zuerst einen thermodynamisch instabilen Zustand annehmen muss, bevor die Umwandlung fortschreiten kann.



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