Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 7206
Bestimmung der Tagesgänge kurzlebiger chemischer
Substanzen aus MIPAS-B Spektren und Vergleich mit Simulationen eines
Box-Modells
Andreas Wiegele
Zusammenfassung
Das ballongetragene gekühlte
Fourierspektrometer MIPAS-B2 (Michelson Interferometer für Passive Atmosphärische
Sondierung) wurde am IMK (Institut für Meteorologie und Klimaforschung) in
Karlsruhe entwickelt, um Spurenstoffe in der Atmosphäre zu bestimmen. Es ist in
der Lage, im Wellenzahlbereich von 660 cm-1 bis 2400 cm-1
die aus der Atmosphäre emittierte Strahlung zu messen. Mittels Horizontsondierung
werden Vertikalprofile erhalten.
Diese Arbeit bezieht sich auf die Messungen
zweier Ballon-Flüge, die beide am Rande des arktischen Polarwirbels
stattfanden. Bei beiden Flügen zeigen sich Einflüsse durch den Polarwirbel in
der Höhenabhängigkeit der dynamischen Tracer N2O und CH4.
Zur detaillierteren Einschätzung der Herkunft der Luftmassen zeigen sich Berechnungen
von Rückwartstrajektorien von den Tangentenpunkten der Messungen aus als sehr
hilfreich. Vergleiche der Werte der potentiellen Vorticity an den Messpunkten
mit denen am Wirbelrand bestätigen die dynamischen Zusammen-hänge. Das
Hauptaugenmerk dieser Arbeit liegt auf der tageszeitlichen Variation von Spurengasen,
insbesondere der NOy-Familie.
Beim ersten ausgewerteten Flug im Februar
2002 werden durch den Vergleich einer Tag- und einer Nachtmessung die
tageszeitlichen Unterschiede zwischen der Tages-und Nacht-Chemie einiger NOy-Spezies
deutlich. Spezielle Messungen während des Sonnenuntergangs, die insbesondere
auf NOx ausgerichtet waren, zeigen deutlich wachsende Säulengehalte
von NO2 mit zunehmender Abschattung der mittleren und oberen
Stratosphäre. Die Wichtigkeit von gutem A-priori-Wissen oberhalb der Flughöhe
wird hierbei anschaulich gezeigt.
Ein zweiter Flug besitzt durch seine
zeitlich hochaufgelösten Messungen über den Sonnenaufgang hinweg ein sehr großes
Potenzial zur Charakterisierung der sich bei auf- oder untergehender Sonne
kontinuierlich ändernden NOy-Partitionierung. Die tageszeitliche Abhängigkeit
zeigt sich anhand von Auswertungen der Gase NO2, N2O5
und unter Beachtung von NLTE-Bedingungen auch bei NO deutlich. Die anderen mit
MIPAS auswertbaren, chemisch trägeren NOy-Gase sind ebenfalls un-tersucht
worden, sowie auch weitere chlorhaltige Gase zur Ergänzung von ClONO2.
Sie bestätigen die charakteristischen dynamischen und chemischen Gegebenheiten am
Polarwirbelrand, die sich über größere Zeitskalen ausbilden.
Eine Modellierung der chemischen
Gegebenheiten entlang der Rückwärtstrajektorien, die mit einem globalen
Chemie-Transport-Modell initialisiert wurde, dient der gegenseitigen Überprüfung
der resultierenden Mischungsverhältnisse und der darin sichtbaren zeitlichen
Entwicklung. Aus diesem Vergleich ergeben sich Verbesserungsmöglichkeiten
sowohl auf Seiten der Modellierung und der Messung als auch für die anschaulich
gezeigten Schwierigkeiten insbesondere der Auswertung des Gases NO.
Determination of diurnal variatons of short-lived compounds
obtaind by MIPAS-B measurements and comparison to simulations with a box modell
Abstract
The balloon-borne cryogenic Fourier transform spectrometer
MIPAS-B2 (Michelson Interferometer for Passive Atmospheric Sounding), has been
developped at the IMK (Institut für Meteorologie und Klimaforschung) in
Karlsruhe (Germany) for atmospheric composition measurements. It allows the
detection of the emittance of molecules in the wavenumber range from about 660
cm-1 up to 2400 cm-1. Here limb-sounding provides the
ability to obtain vertical profiles.
The analyses covered in this work comprise the measurements of two flights
performed at the edge of the arctic polar vortex. The altitude dependence of
the dynamic tracers N2O and CH4 reveals the influence of
the polar vortex on the observed air masses. To obtain a more detailed
estimation of the origin of air masses, computations of backward trajectories
with respect to the tangent points of the measurements are very helpful.
Comparisons of potential vorticity values at the measurment points with those
at the edge of the vortex confirm the dynamic connections. The main focus of
this work is the diurnal variation of trace gases, mainly species of the NOy-family.
The comparison of daytime and night-time sequences of the first evaluated flight
in February 2002 reveals the diurnal variation in the NOy-chemistry.
Special measurements during sunset, which aimed especially at the evolution of
NOx, show growing column densities of NO2 with increased
shading in the middle and upper stratosphere. The importance of good
a-priori-knowledge above the flight level is clearly shown here.
In a second flight, temporally high resolved measurements have been
performed during sunrise. These measurements possess a high capability for the
characterisation of the continuously changing NOy-partitioning with
rising or setting sun. This continuous change appears in the evaluation of the
gases NO2, N2O5, and, by considering NLTE
conditions, also of NO. Other NOy-gases with lower reactiveness and,
as supplement to ClONO2, further chloric gases have been analysed.
These long-living species evince the characteristic dynamical and chemical
conditions at the edge of the arctic polar vortex that evolve during longer
timescales.
The modelling of the chemical conditions along the backward trajectories
initialised with a global chemistry and transport model, serves as a mutual
check between the implemented chemistry and the measured profiles.
Possibilities for improvements both on sides of the modelling and the
measurements result from this comparison and from the difficulties concretely
shown in particular during the analysis of the gas NO.
VOLLTEXT
BIBLIOTHEK