Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 7238
Entwicklung eines Verfahrens zur numerischen Kalibrierung
von Teilkörperzählern
H. Doerfel, B. Heide,
M. Sohlin
Zusammenfassung
Die Genauigkeit der
Aktivitätsbestimmung mit Teilkörperzählern wird beim heutigen Stand der
Messtechnik nicht mehr von zählstatistischen Fehlern sondern hauptsächlich von
systematischen Fehlern bestimmt. Im Vordergrund steht dabei der durch die
Kalibrierung bedingte Messfehler. Dies gilt ganz besonders für
niederenergetische Photonenstrahler wie Am-241 und U-235. Erschwerend kommt
hinzu, dass diese Nuklide im allgemeinen sehr inhomogen im Körper verteilt
sind. Diese Probleme können auch mit den besten physikalischen Phantomen nicht
vollständig gelöst werden, da die mit diesen Phantomen ermittelten
Kalibrierfaktoren nur außerordentlich schwer auf die individuelle Situation
umgerechnet werden können.
Aus diesem Grund wurde in der
Hauptabteilung Sicherheit des Forschungszentrums Karlsruhe ein numerisches
Verfahren entwickelt, mit dem die Kalibrierfaktoren für Teilkörperzähler
individuell berechnet werden können. Das Verfahren basiert auf der Simulation
des Strahlentransports von der Strahlenquelle im Körper zu den Detektoren des
Teilkörperzählers mit Hilfe eines Monte-Carlo-Codes (MCNP5). Die Entwicklung
des Verfahrens erfolgte in mehreren Schritten. Im ersten Schritt wurden
einfache Simulationen für Punktstrahler an bestimmten Referenzpunkten in der
Messzelle des Teilkörperzählers durchgeführt. Auf diese Weise wurden für die
beiden Phoswich-Detektoren sowie die vier HPGe-Detektoren des Teilkörperzählers
sowohl die Geometrieabhängigkeit als auch die Energieabhängigkeit des
Wirkungsgrades für Punktstrahler berechnet und mit den entsprechenden
Messwerten verglichen. Anhand des Vergleichs wurden verschiedene Parameter wie
z.B. die Packungsdichte des Reflektormaterials bei den Phoswich-Detektoren sowie
das empfindliche Volumen der planaren Kristalle der HPGe-Detektoren empirisch
ermittelt. Nach Anpassung dieser Parameter ergab sich eine sehr gute
Übereinstimmung zwischen den gemessenen und den berechneten Wirkungsgradwerten.
Aufgrund dieser Übereinstimmung kann man davon ausgehen, dass die Simulation
den Strahlentransport und insbesondere die Strahlenabsorption in den Detektoren
mit hinreichender Genauigkeit wiedergibt.
Nach der Optimierung der Simulation wurde
ein Voxel-Phantom in den Monte-Carlo-Code implementiert. Hierzu wurde der
„MEET Man“ Datensatz vom Institut für Biomedizinische Technik der
Universität Karlsruhe herangezogen. Nach Implementierung des Voxel-Phantoms
wurden Simulationen des Strahlentransports von verschiedenen Quellbereichen (Lunge,
Leber, Skelett) zu den Detektoren in verschiedenen Messpositionen (Lunge,
Leber, Knie) durchgeführt. Die auf diese Weise ermittelten Kalibrierfaktoren
wurden mit den an den physikalischen Phantomen in entsprechender Geometrie
gemessenen Kalibrierfaktoren verglichen. Für diese Vergleiche wurden das
anthropomorphe Torso-Phantom von HS sowie die anthropomorphen Knochenphantome
des „New York University Medical Centers“ (NYUMC) und das
anthropogene Knochenphantom des „U.S. Transuranium and Uranium
Registry“ (USTUR) herangezogen. Dabei zeigte sich, dass die für die
Phoswich-Detektoren für Lungen- und Leberdepositionen berechneten
Kalibrierfaktoren mit den am Torso-Phantom gemessenen Werten gut
übereinstimmen. Allerdings ist das bei der Simulation ermittelte Wirkungsgradverhältnis
der beiden Phoswich-Detektoren wesentlich größer als das gemessene Verhältnis.
Diese Diskrepanz konnte auf Asymmetrien der Brustwandstärke beim MEET Man und
beim Torso-Phantom zurückgeführt werden. Bei den HPGe-Detektoren ergibt sich bei
Summierung über alle Detektoren eine gute Übereinstimmung zwischen den
gemessenen und berechneten Wirkungsgradwerten. Bei den einzelnen
HPGe-Detektoren können allerdings signifikante Diskrepanzen zwischen der
Simulation und der Messung auftreten. Diese Diskrepanzen sind darauf
zurückzuführen, dass bei den HPGe-Detektoren die Positionierung relativ zu den
Rippen infolge des relativ geringen Kristalldurchmessers wesentlich stärker zum
Tragen kommt als bei den Phoswich-Detektoren.
Zusammenfassend kann man
feststellen, dass die Simulation mit den Messungen am Torso-Phantom weitgehend
konsistent ist. Anders verhält es sich beim Vergleich der Simulation mit den
Messungen an den Knochenphantomen. Hier ergeben sich teilweise signifikante
Unterschiede. So ist der mit der
Simulation ermittelte Gesamtwirkungsgrad der Phoswich-Detektoren für eine
Am-241-Deposition im Skelett in der Kniemessposition signifikant geringer als
alle an den Knochenphantomen gemessenen Werte. Im Gegensatz dazu ist die
Querempfindlichkeit der Phoswich-Detektoren für Am-241 im Skelett bei Messung
über der Lunge bzw. über der Leber aufgrund der Simulation systematisch größer
als die entsprechenden Phantomwerte. Dies liefert eine Erklärung für die in der
Vergangenheit häufig beobachteten Inkonsistenzen der in den verschiedenen
Messgeometrien abgeschätzten Teilkörperaktivitäten von Am-241.
Development of a procedure for numerical calibration of
partial body counters
Abstract
At the present state of the art of in vivo measurement
techniques the accuracy of the assessment of the incorporated activity is
governed by systematical errors due to the calibration of the counting systems
rather than due to counting statistics. This applies especially for the in vivo
measurement of low-energy photon emitters such as Am-241 and U-235 which are
distributed inhomogeneously within the body. With conventional calibration
procedures using physical phantoms these problems cannot be solved completely
because those phantoms represent only some standard situations and it is
extremely difficult to adopt the phantom calibration factors to the individual
measuring situation.
For this reason, in the Main Safety Department of the Research Centre
Karlsruhe (FZK) a new procedure has been developed which allows for the
calculation of individual calibration factors. The procedure is based on the
simulation of the radiation transport from the contaminated organ or tissue
within the body to the detector system using Monte-Carlo techniques (MCNP5
code). The development of the procedure was done in several steps. In the first
step, simple simulations have been performed for point sources at well defined
reference points within the shielding room of the FZK partial body counter. These
simulations have been performed for the two phoswich detectors as well as for
the four HPGe sandwich detectors of the partial body counter. From these
simulations both the energy and the spatial depence of the response of the
detectors have been derived and compared to the respective measured functions. Based
on this comparison some special parameters such as the density of the reflector
material of the phoswich detectors or the effective volume of the planar HPGe
crystals have been derived. After implemention of these parameters a very good
agreement of the calculated and measured values has been achieved.
After optimisation of the simulation a voxel-phantom was implemented into
the MCNP5 code. For this purpose the MEET Man data set of the Institute of
Biomedical Techniques of the University Karlsruhe has been applied. After
implementation of the voxel-phantom the radiation transport was simulated from
different source regions such as lungs, liver and skeleton taking into account
different measuring geometries with the detectors being placed above the lungs,
liver or knees, respectively. The derived calibration factors were compared to
the respective values measured at the LLNL torso phantom and the bone phantoms
of the New York University Medical Centers (NYUMC) and the U.S. Transuranium
and Uranium Registry (USTUR). When considering the total efficiency of both
phoswich detectors, the comparison revealed a very good agreement of calculated
and measured calibration factors. There is, however, a discrepancy between the
calculated and measured effiency ratios of the phoswich detectors placed over
the left and right hand side of the thorax. The discrepancy has been shown to
be due to some asymmetries in the chestwall of both the MEET Man and the LLNL
torso phantom. The simulation of the HPGe detectors resulted also in a good
agreement of calculated and measured total efficiencies.
When considering the single detectors, however, there are significant
discrepancies between the results of the simulation and the measurement. These
discrepancies are most probably due to the positioning of the HPGe detectors
over the thorax. Because of the small diameter of the HPGe detectors it is
making a significant difference if the centre of the detector is placed over a
rib or over the gap between two ribs.
In general it can be concluded that the simulation is widely consistent
with the measurements at the LLNL torso phantom. Contrary, the simulation
resulted in some significant inconsistencies with the results of the
measurements on bone phantoms of NYUMC and USTUR, respectively. Typically, the
calculated efficiency values for the detectors over the knees are smaller than
the measured ones wheras the calculated cross-fire efficiency values for the
detectors over the lungs and the liver are higher than the measured ones. These
findings may explain the inconsistencies of the organ activities of Am-241
measured over lungs, liver and knees in some incorporation cases in the past.
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