Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 7251
Miniatur-Laserscanner
für mobile Anwendungen
Daniel Brugger, Manfred
Kohl
Zusammenfassung
Laserscanner-Systeme
zur hochaufgelösten Umfelderfassung nutzen momentan hauptsächlich makroskopische
Aktoren zur Strahlablenkung und unterliegen damit Einschränkungen hinsichtlich minimaler
Baugröße und Unempfindlichkeit gegenüber Erschütterungen. Hauptgrund ist die Aktoreinheit,
die meist große Spiegel- und Stellelemente und damit große bewegte Massen
enthält. Eine deutliche Verbesserung verspricht der Einsatz von Mikroaktoren.
Bisherige Entwicklungen ermöglichen meist jedoch nur kleine Scanwinkel um 10°.
Große Winkel über 50° erfordern komplexe Aktorstrukturen, was mit
aufwendiger Prozesstechnik und hohen Kosten verbunden ist.
Die hier vorgestellte Arbeit versucht die
Nachteile makroskopischer Aktoren, sowie bisheriger Mikroaktoren, durch die
gezielte Anwendung sogenannter „Smart Materials“ in
mikroaktorischen Systemen zu beheben. Dazu wird zunächst ein neuartiger
Aktormechanismus auf Basis der ferromagnetischen Formgedächtnislegierung Ni2MnGa
eingesetzt. Dieser vereint die Wirkmechanismen des Ferromagnetismus und des
Formgedächtniseffektes in einem Dünnfilm-Bauteil. Den erzeugten
antagonistischen Kräften stehen sehr kleine Rückstellkräfte gegenüber, wodurch
sich große Scanwinkel in einem breiten Frequenzbereich erzeugen lassen. Weitere
Mikroaktoren auf der Grundlage von „Smart Materials“ nutzen
entweder Dünnfilm-Verbundschichten mit reinem Formgedächtniseffekt auf der
Basis von NiTiCu oder mit rein ferromagnetischen Eigenschaften. In dieser
Arbeit werden, ausgehend von den vorgestellten Aktormechanismen,
1D-Mikroaktoren mit einem Ablenkwinkel entwickelt und diese in einem weiteren
Schritt zu 2D-Mikroaktoren mit zwei rechtwinklig zueinander stehenden
Ablenkwinkeln erweitert. Abschließend erfolgt die Entwicklung eines
2D-Laserscanner-Systems bestehend aus einem 1D-Mikroaktor kombiniert mit einem
Flugzeit–Entfernungsmesssystem (TOF-System).
Das Design der 1D-Mikroaktoren basiert auf
Doppelbiegebalken, deren Strukturen auf eine möglichst gleichmäßige
Temperaturverteilung ausgelegt sind. Bei der Herstellung kommt eine
Spaltschweiß-Technik zur Erzeugung kleiner und zuverlässiger elektrischer
Verbindungen zum Einsatz. Verglichen mit anderen Wirkprinzipien, die meist eine
passive Feder-Rückstellung nutzen, werden bei dem 1D-Mikroaktor aus Ni2MnGa
große, nahezu frequenzunabhängige optische Ablenkwinkel von 120°bei 60
Hz oder 60°bei 180 Hz erzielt. Die Baugröße liegt dabei im Millimeter-Bereich,
der Energiebedarf bei weniger als 100mW. 1D-Mikroaktoren aus der Verbundschicht
mit der Formgedächtnislegierung NiTiCu zeigen weit größere Scanwinkel bis zu
170°, jedoch nur in Resonanz bei 85 Hz.
Das Design der 2D-Mikroaktoren ist
monolithisch ausgeführt und benötigt nur einen Mikrospiegel zur
Strahlablenkung. 2D-Mikroaktoren aus Ni2MnGa lehnen an das 1D-Design
an und kombinieren Biegebewegungen mit einer zusätzlich hervorgerufenen
Kippbewegung. Erste Prototypen zeigen in einem Frequenzbereich von 40 Hz bis 80
Hz bei leistungsoptimierter Ansteuerung 2D-Scanmuster mit optischen Scanwinkeln
von 38°x 50°. Eine andere Variante besteht aus zwei strukturoptimierten
und mechanisch gekoppelten, im 90°-Winkel zueinander angeordneten 1D-Aktoren
aus der NiTiCu–Verbundschicht und erreicht maximale optische Scanwinkel
von 20°x 40°. Diese Winkel treten nur bei 25, beziehungsweise 85 Hz in
Resonanz auf und zeigen eine große mechanische Kopplung.
Im letzten Teil der Arbeit wird ein
2D-Laserscanner-System zur horizontalen Detektion von Entfernung und Winkel
hergestellt. Dies gelingt durch die Integration einer
Hochleistungs-Halbleiterlaserdiode, eines Ni2MnGa 1D-Mikroaktors,
eines optischen Winkelsensors und eines TOFSystems. Der Winkelsensor wird durch
einen Strahlteiler und einen positionsempfindlichen Photodetektor (PSD) auf
einer optischen Bank realisiert. Dabei stellen die optischen Aperturen des TOF-Empfängers
große Anforderungen an die Strahlkollimation des Lasers und die Fokussieroptik im
Detektorstrahlengang. Berücksichtigt werden muss weiterhin die Abstimmung der
komplexen Hardware- und Software-Komponenten der Sensorik. Ein erster Demonstrator
zeigt eine maximale Messentfernung von 30 m, die neben der Laserleistung durch
die Empfindlichkeit des optischen Empfängers begrenzt wird. Die erzielbare
Ortsauflösung des Systems ist einerseits durch die Auflösung des Winkelsensors
von 0.5° vorgegeben und wird weiterhin durch die zeitliche Auflösung
des TOF-Systems von etwa 1 ns bestimmt.
Miniature-Laserscanner for Mobile Applications
Abstract
Laserscanning systems for highly resolved sensing of the
environment are currently using macroscopic actuators for beam deflection and,
thus, are restricted with respect to their size and insensitivity to shock.
Main reason is the actuation unit, comprising large mirrors and actuators and, thus,
large moving masses. It is expected that the use of microactuators will lead to
a considerable improvement. In most cases, however, previous developments
enable only small scanning angles in the order of 10 deg. Large angles above 50
deg require complex actuator structures resulting in extensive processing
technology and higher costs.
This work is an effort to resolve the disadvantages of macroscopic as well
as current microactuators by the systematic implementation of so called smart
materials in microactuators. For this purpose, first a novel actuation
mechanism on the basis of the ferromagnetic shape memory alloy Ni2MnGa
is introduced, combining the ferromagnetic and shape memory effect in one thin
film component. The resulting antagonistic forces are opposed by small reset
forces, thus, allowing large scanning angles in a wide frequency range. Further
microactuators on the basis of smart materials make use of thin film composites
with either pure shape memory effect on the basis of NiTiCu or pure
ferromagnetic properties. Based on these actuation mechanisms this work
pursuits the development of 1D microactuators with one deflection angle and, in
a further step, their extension to 2D microactuators with two scanning
directions being at right angles with respect to each other. Finally, a 2D
laserscanner system is developed consisting of a 1D microactuator combined with
a time-of-flight (TOF) system.
The designs of the 1D microactuators are based on double-beam cantilever
structures, which are constructed for a temperature distribution as homogeneous
as possible. Fabrication technology comprises a gap welding technology to
generate small size and reliable electrical contacts. Compared to other
actuation mechanisms, which mostly utilize a passive reset spring, the 1D microactuators
of Ni2MnGa achieve large, nearly frequency-independent optical
scanning angles of 120 deg at 60 Hz or 60 deg at 180 Hz. The size of the
actuator is in the millimeter-range, while energy consumption is less than 100
mW. 1D microactuators of the NiTiCu composite show even larger scanning angles
up to 170 deg but only at their resonance frequency of 85 Hz.
The 2D microactuators are designed monolithically using one micromirror
for beam deflection. The 2D microactuators of Ni2MnGa are based on
the 1D design and combine the bending motion with an additionally excited tilting
motion. First prototypes show in the frequency range of 40 to 80 Hz at
optimized driving power 2D scanning patterns with optical scanning angles of 38
x 50 deg. An other variant comprising of two mechanically coupled, at right
angles oriented 1D actuators of the NiTiCu composite achieves optical scanning
angles of 20 x 40 deg. These scanning angles only occur at the resonance
frequencies of 25 and 85 Hz, respectively, and show a stronger mechanical
coupling.
In the final part of this work, a 2D laserscanner system for horizontal
detection of distance and angle is built up. This is achieved by integration of
a high-power semiconducting laser diode, a Ni2MnGa 1D microactuator,
an angle sensor and a TOF system. The angle sensor is realized on an optical
bench by a beam splitter and a position sensitive detector (PSD). Thereby, the optical
apertures of the TOF detector are making high demands on the beam collimation
and focussing optics in the detector beam path. Furthermore, the adjustment of
the complex software and hardware components of the sensor system has to be
taken into account. A first demonstrator shows a maximum range detection of 30
m which is limited, besides the laser power, by the receiver sensitivity. The
achievable spatial resolution of the system is on the one hand given by the
resolution of the angle sensor of 0.5 deg and in addition by the time
resolution of the TOF system of about 1 ns.
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