Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 7303
Auswirkungen von Bewirtschaftung auf mikrobielle N- und C-Umsetzungen und den Pedosphäre-Atmosphäre- Austausch von CO2, CH4 und N2O in buchendominierten Laubwäldern auf Karbonatstandorten
Michael Dannenmann
Zusammenfassung
Waldbewirtschaftung kann – neben forstwirtschaftlichen
Zielen wie Naturverjüngungund verbessertem Radialwachstum – unerwünschte
Rückkopplungen auf den Kohlenstoff (C)- und Stickstoff (N)-Kreislauf im Boden
haben, wie zum Beispiel erhöhte Nitratauswaschung und veränderten
Boden-Atmosphäre-Austausch von strahlungswirksamen C- und N-Spurengasen. Das
Verständnis des Wirkungszusammenhangs von Waldbewirtschaftungseffekten auf
bodenmikrobiologische C- und N-Umsetzungen und assoziierte Spurengasflüsse ist
trotz herausragender ökologischer Bedeutung insgesamt noch als gering zu
bewerten, da im Rahmen der bisher vorliegenden Studien (1) nur wenige
Waldökosysteme und Bewirtschaftungsmaßnahmen untersucht wurden, (2) nur
zeitlich punktuelle Messungen durchgeführt wurden und mikrobielle C- und
N-Umsetzungen und assoziierte Spurengasflüsse nicht über einen längeren
Zeitraum verfolgt wurden und (3) anstatt aussagekräftiger mikrobieller
Brutto-N-Umsetzungsraten überwiegend Netto-N-Umsetzungsraten bestimmt wurden,
die alle an der Produktion und Konsumption von anorganischem N beteiligten
Prozesse integrativ zusammenfassen.
Um einen wesentlichen Beitrag zur Schließung dieser Forschungsdefizite zu leisten, wurden im Rahmen der vorliegenden Doktorarbeit die bodenmikrobiologischen Brutto- und Netto-N-Umsetzungsraten, die mikrobielle Biomasse, der in situ Pedosphäre-Atmosphäre-Austausch der wichtigsten Treibhausgase CO2, CH4 und N2O sowie die mikrobielle Respiration und Netto-N2O-Produktion der organischen Auflage auf direkt benachbarten Kontrollflächen und starken Schirmhiebsflächen dreier Buchenwälder auf Karbonatstandorten der Schwäbischen Alb quantifiziert. Das experimentelle Design erlaubte die Untersuchung (1) von kurzfristigen (Jahre 1-2) und mittelfristigen (Jahre 4-6) Bewirtschaftungseffekten unter kühl-feuchtem Mikroklima und (2) den Vergleich von mittelfristigen Bewirtschaftungseffekten unter kühl-feuchtem und warm-trockenem Mikroklima.
Zusammengefasst zeigten die Ergebnisse dieser Arbeit, dass
• starke Schirmhiebe im untersuchten Ökosystem in den ersten Monaten nach Durchführung der Bewirtschaftungsmaßnahme zu einem erheblichen initialen C- und N-Mineralisierungsschub führten,
• initial mineralisierter N vorwiegend in die mikrobielle Biomasse immobilisiert wurde,
• es nach dem initialen Mineralisierungsschub zu einer drastischen Störung des Gleichgewichts der mikrobiellen NH4+-Konsumption im Ah-Horizont des Bodens zu Gunsten der Brutto-Nitrifikation und zu Lasten der NH4+-Immobilisierung in die mikrobielle Biomasse und damit zu einer im Mittel der ersten beiden Jahre nach dem Einschlag deutlich reduzierten N-Retentionskapazität kam,
• die Bewirtschaftungseffekte auf die N-Retentionskapazität in den Jahren 4-6 nach dem Einschlag mit der Entwicklung von dichter Unterwuchsvegetation deutlich abnahmen,
• der Verlust von SOC („Soil Organic Carbon“) und die Verengung des C/NVerhältnisses im Boden die Hauptmechanismen waren, über die die Waldbewirtschaftung auf den mikrobiellen N-Kreislauf wirkte,
• die N-Retentionskapazität wie auch die Widerstandsfähigkeit gegenüber bewirtschaftungsbedingten N-Verlusten im untersuchten Ökosystem mit unterschiedlichem SOC-Gehalt und C/N-Verhältnis und damit auch mit unterschiedlichem Mikroklima variierten,
• die Bewirtschaftung sich in Ah-Horizont und organischer Auflage in unterschiedlicher Intensität und zeitlicher Ausdehnung auswirkte,
• die N2O-Flüsse zwischen Boden und Atmosphäre im untersuchten Ökosystem generell außerordentlich gering ausfielen, aber durch Waldbewirtschaftung für einen Zeitraum von wenigen Jahren dramatisch erhöht wurden sowie
• die CH4-Senkenstärke der untersuchten Böden unter kühl-feuchtem Mikroklima durch höhere Bodenwassergehalte auf den Schirmhiebsflächen reduziert war.
Die
Bodenparameter SOC-Gehalt und C/N-Verhältnis im Ah-Horizont und in der
organischen Auflage besitzen das Potenzial, als einfach zu bestimmende
Indikatoren zur Abschätzung des Risikos bewirtschaftungsbedingter N-Verluste zu
dienen. Eine Anpassung der Bewirtschaftungsintensität an den SOC-Gehalt und das
C/N-Verhältnis im Boden wäre im untersuchten Waldökosystem ein wichtiger
Schritt zu einer nachhaltigeren Forstwirtschaft.
Effects of forest management on
microbial N- and C-conversion and pedosphere-atmosphere exchange of CO2,
CH4 and N2O in beech-dominated deciduous forests stocking
on calcareous soils
Abstract
Besides intended silvicultural goals like
natural rejuvenation and improved radial growth of trees, forest management can
cause undesired feedback on soil carbon (C) and nitrogen (N) cycling, thus
enhancing nitrate leaching and altering pedosphere-atmosphereexchange of
radiatively active C- and N-trace gases. Despite its outstanding ecological
significance knowledge about the effects of forest management on soil microbial
C and N turnover and associated trace gas exchange is still poor, since
available studies (1) are far from covering the range in forest ecosystems and
management strategies, (2) largely confined themselves to measuring net rates
of microbial N turnover, which involve all processes of inorganic N production
and consumption but not the actual gross rates, and (3) dealt with selected
single points in time only but did not evaluate management effects continuously
over several years.
In order to overcome limitations of previous studies
and improve understanding of how forest management affects soil C and N
cycling, gross and net N conversion rates, microbial biomass, and the in situ
pedosphere-atmosphere-exchange of the major greenhouse gases CO2, CH4
and N2O were measured continuously at adjacent untreated control and
thinned plots of three beech forest sites at the Swabian Jura in Southwest
Germany. The experimental design allowed to evaluate (1) short-term (years 1-2)
effects of thinning and medium-term effects (years 4-6) of thinning under
cool-moist microclimate and (2) mediumterm effects of thinning under cool-moist
and warm-dry microclimates.
In sum this study shows that
• thinning led to an initial C- and
N-mineralization flush in the first months after the silvicultural treatment
• microbial
immobilization was initially the dominant fate of mineralized N and thus
retained N in the ecosystem
• however, subsequently a disturbance in the
partitioning of ammonium in favour of gross nitrification and at the expense of
ammonium immobilization into microbial biomass led to an overall clear decrease
in the N retention capacity of the soil in the first two years after thinning
• thinning effects on N retention of the soil
tended to decline in the years 4-6 after thinning going along with the
occurrence and growth of dense understorey vegetation
• the main mechanisms by which thinning mediated
microbial N cycling were soil organic carbon (SOC) loss and decreasing soil C/N
ratio
• N retention capacities of the soils as well as
the resistance of the investigated forest ecosystems to N losses triggered by
thinning varied with different SOC contents and soil C/N ratios, e. g. caused
by different microclimate
• thinning affected N cycling in the forest
floor and Ah layer at different intensities and/or timescales
• the N2O
fluxes in the investigated ecosystem were generally extraordinarily low but
were dramatically increased by thinning for a few years and
• the CH4
sink strength of the investigated soils was overall decreased by higher soil
moisture contents at the thinning plots under cold-wet microclimate.
SOC content and C/N ratio in the Ah layer and forest
floor have the potential to serve as easily available indicators for the
evaluation of potential N loss triggered by thinning. Thus, adapting thinning
intensities to SOC content and C/N ratio would be a significant step to
increase the sustainability of forest management in the investigated ecosystem.
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