Forschungszentrum Karlsruhe - Wissenschaftliche Berichte - FZKA 7357
Experimente zur
Eisnukleation von Wassertröpfchen und Sulfatpartikeln bei Temperaturen zwischen
−65 °C und −30 °C
Stefan Benz
Zusammenfassung
Zirruswolken
beeinflussen die Strahlungsbilanz der Atmosphäre und stellen damit einen
wichtigen Faktor im Klimasystem der Erde dar. Im Rahmen dieser Arbeit wurde am
Forschungszentrum Karlsruhe die Aerosol- und Wolkenkammer AIDA, welche die
Erzeugung und Beobachtung von Eiswolken unter realistischen Bedingungen im
Labor ermöglicht, genutzt, um das Gefrieren von reinen Wassertröpfchen und die
Eisbildung von Sulfataerosol zu untersuchen. Die homogene Eisbildungsrate, die
dem Produkt aus der Anzahl der für den Gefrierprozess notwendigen kritischen
Eiskeime und der Rate der Anlagerung zusätzlicher Moleküle entspricht, wurde an
unterkühlten Wassertröpfchen mit Durchmessern < 10 µm bei typischen
Wolkenbedingungen im Temperaturbereich zwischen −36 °C und −37 °C
gemessen. Die Ergebnisse stimmen sowohl gut mit jüngsten Literaturdaten –
gewonnen aus Messungen an wesentlich größeren Tröpfchen – als auch mit
der klassischen Theorie für die homogene Eisnukleationsrate in unterkühltem
Wasser überein. Die Hypothese, dass die kritischen Eiskeime bevorzugt an der
Oberfläche unterkühlter Tröpfchen gebildet werden, konnte nicht bestätigt
werden. Die Eisbildung von Ammoniumsulfatpartikeln wurde im Temperaturbereich
zwischen −50 °C und −65 °C untersucht. Es konnte gezeigt werden,
dass Ammoniumsulfatlösungspartikel – gewonnen durch Neutralisierung von
Schwefelsäurelösungspartikeln mit gasförmigem Ammoniak – unter
vergleichbaren Bedingungen wie Schwefelsäurelösungspartikel homogen
gefrieren.Wenn Ammoniumsulfatpartikel kristallisieren, können sie Eisbildung
durch Depositionsnukleation bei vergleichsweise geringen Eisübersättigungen (10
– 20%) auslösen. Das stark anthropogen geprägte atmosphärische Ammoniak
kann die mikrophysikalischen Eigenschaften von klimarelevanten Zirruswolken
beeinflussen.
Experimental investigation of ice nucleation in water
droplets and sulphate particles in the temperature range between −30 °C and −65 °C
Abstract
High
altitude cirrus clouds influence the climate by scattering and absorption of
radiation. The cloud and aerosol chamber AIDA of Forschungszentrum Karlsruhe
allows generation and observation of ice clouds in laboratory at realistic
conditions. Experiments were carried out to investigate the ice formation in
clouds of supercooled liquid water droplets and in sulphate aerosols. The
homogeneous ice nucleation rate, given as the product of the number of critical
ice germs to initiate the freezing and the rate at which additional molecules
are incorporated into a critical germ, was measured at typical cloud conditions
in the temperature range between −36 °C and −37 °C for supercooled
water droplets with diameters smaller than 10 µm. The comparison of the results
shows good agreement both with recent data from literature gained from
considerably larger droplets and with classical ice nucleation theory. Thereby,
the hypothesis that a critical germ is formed preferentially near the surface
of a supercooled droplet could not be confirmed. The ice formation from
ammonium sulphate aerosol was examined in the temperature range from −50
°C to −65 °C. It was shown that ammonium sulphate solution particles,
which were produced by neutralization of sulphuric acid solution particles by
gaseous ammonia, freeze homogeneously at conditions comparable to sulphuric
acid solution particles. If ammonium sulphate particles crystallize they start
to form ice at comparatively low supersaturation values (10–20%) by
direct deposition of water vapour onto the solid particles. Ammonia, which is
highly anthropogenically affected, may influence the properties of upper
tropospheric ice clouds.
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