Eingeladener Vortrag beim Kolloquium über Werkstoffmodellierung von MPA/IMWF Stuttgart              WS 2008/2009        22.01.2009

 

 

Verzahnung von Molekulardynamiksimulation und experimenteller Validierung am Beispiel von Einlagenschichten im Si-C-N-System

 

C. Ziebert1, J. Ye1, S. Ulrich1, A. Prskalo2, S. Schmauder2

 

 1Institut für Materialforschung I, Forschungszentrum Karlsruhe

 

2Institut für Materialprüfung, Werkstoffkunde und Festigkeitslehre  (IMWF), Universität Stuttgart,
Pfaffenwaldring 32, 70569 Stuttgart

 

Experimentell-empirische Arbeiten im Bereich nanoskaliger, funktioneller Oberflächenschichten sind derzeit kontinuierlich international aktuell und bereits vielfach in die industrielle Praxis eingeflossen. Dennoch ist das atomistische Verständnis der Prozesse bei der Abscheidung dieser Schichtsysteme, deren intrinsische Parameter die resultierenden Schichteigenschaften bestimmen, weitgehend lückenhaft. Um das heu­ristische Stadium der Beschich­tungsentwicklung zu verlassen und eine gezielte und effiziente Optimierung zu ermöglichen, ist ein vertieftes Verständnis der Korrelation zwischen der Konstitution und dem Gefüge des Schichtsystems mit einem hohen Grenzflächenanteil, des Energie- und Impulseintrags durch Ionen- und Neutralteilchen während des Schichtwachstums, den Schichteigenschaften und dem Schichtverhalten erforderlich. Dieses Verständnis lässt sich nur durch eine enge Verzahnung von modernen experimentellen Verfahren mit hoher Orts- und Tiefenauslösung und modernen computergestützten Simulationsmethoden (z.B. Molekulardynamik-Simulationen) erreichen.

In diesem Vortrag soll diese Verzahnung exemplarisch anhand der Herstellung von Einlagenschichten im Si-C-N-System aufgezeigt werden. Experimentell wurden durch reaktive HF-Magnetronzerstäubung von SiC- und Si3N4-Targets in Ar bzw. Ar/N2-Atmosphäre amorphe und
nanokristalline SiC, SiN- und Si-C-N-Schichten auf Si- und Hartmetallsubstraten abgeschieden. Die Zusammensetzung wurde mit Hilfe von Mikrosondenmessungen, der Aufbau und die Struktur mittels Röntgenbeugung, Transmissionselektronenmikroskopie, Feinbereichselektronen­beugung, Fourier­transformationsinfrarotspektroskopie und Rasterkraftmikroskopie, sowie die mechanischen Eigenschaften mittels Nanoindentierung und Waferbiegemethode umfassend charakterisiert.

Parallel zu den experimentellen Arbeiten wurden der Zerstäubungsprozess am Target, der Abscheidungs­prozess auf dem Substrat und elastische Materialeigenschaften im Com­puter mit Hil­fe der Molekulardynamik­methode atomistisch simuliert und mit den Experimenten verglichen. Dazu wurden die kommerzielle Software Materials Explorer von Fujitsu Ltd. und die an der Universität Stuttgart entwickelte Software IMD mit einer Kombination von Tersoff-Potenzial und Ziegler-Biersack-Littmark (ZBL) Potenzial eingesetzt. Es werden die Abhängigkeit der Sputter-Ausbeute von der Energie der einfallenden Ar-Ionen, die Trajektorien und Reichweiten der Ar-Ionen und der gesputterten Atome gezeigt und erste Ergebnisse zur Simulation der Abscheidung von Schichten im System Si-C-N vorgestellt.