3. Statuskolloquium des BMBF Projektes PU2000 IMAUF

„Innovative Methoden zur Auslegung von Umformwerkzeugen

im Fahrzeugbau“, GNS mbH, Braunschweig, 04.11.2009

 

 

Industrielle Prozesse zur reaktiven Abscheidung von
binären, ternären und quaternären Schichten im System V-C-Al-N

 

S. Kolozsvari1, P. Pesch1, C. Ziebert2, M. Stüber2, S. Ulrich2

 

1Technologiezentrum für Oberflächentechnik Rheinbreitbach GmbH

 

 2Institut für Materialforschung I, Karlsruher Institut für Technologie

 

Am TZO wurden in einer Beschichtungsanlage von Typ CC800/8 der Firma CemeCon industrielle Beschichtungsprozesse zur Abscheidung von binären, ternären und quaternären Schichten im System V-C-Al-N erarbeitet. Die entwickelten Prozesse erlauben die Abscheidung von 2-3 mm dicken Schichten auf runden Stahlproben (Werkstoffnummer: 1.2379) und auf (100) orientierten Si-Referenzproben in Ar/N2-Atmosphäre bei einer Leistung von 3 kW und einer Substrattemperatur von 350 °C.

Ziel ist die Erarbeitung von Konzepten und die Etablierung der Prozesse zur Herstellung von 3 Schichten im System V-C-Al-N mit unterschiedlichem Reibwert: hoch (0,6<μ<0,8), mittel (0,4<μ<0,6) und niedrig (μ<0,4). Zunächst wurden derartige Prozesse für die binären Randsysteme V-N, Al-N und V-C erarbeitet. Nachfolgend wurden dann Prozesse für das ternäre System V-Al-N und das quaternäre System V-C-Al-N entwickelt. Beim binären VC konnte durch die Variation des CH4-Flusses eine deutliche Variation des Reibwertes von 0,7 bis auf 0,25 erreicht werden. Dies stellt eine erste Möglichkeit zur Herstellung einer Schicht mit niedrigem Reibwert dar. Die Schichten wiesen jedoch geringe Härtewerte von maximal 700 HV0.001 auf und zeigten eine schlechte Haftung. Daher wurden anschließend VC-Schichten nichtreaktiv in reiner Argonatmosphäre abgeschieden. Es gelang eine Härtesteigerung auf bis zu 2600 HV 0.001 zusammen mit einer guten Haftung zu erzielen. In den am IMF I aufgenommenen Röntgen­diffraktogrammen wurde ein V-Überschuss gefunden, der auf eine V2C-Struktur dieser Schichten hindeutet. Daher ist eine weitere Prozessoptimierung erforderlich, um weniger Vanadium oder mehr Kohlenstoff einzubringen.

Mit Hilfe eines V-Targets mit 20 Aluminumstopfen gelang es einen Prozess zur Herstellung von superharten nanokristallinen metastabilen VAlN-Schichten mit einer (111)-Vorzugsorientierung und Härtewerten von bis zu 4600 HV0.001 zu erarbeiten. Diese Schichten wiesen bei sehr guter Haftung einen Reibwert von 0,6-0,7 auf und sind somit als Schicht mit hohem Reibwert geeignet.

Durch Kombination der gut haftenden VAlN-Lage mit einer nachfolgenden VAlNC-Lage lässt sich ein mittlerer Reibwert realisieren. Beide Lagen konnten eindeutig als nanokristallin  und (111)-texturiert in den Röntgen­diffraktogrammen identifiziert werden. Die Kristallitgröße der VAlN-Lage betrug 5 nm und die der VAlNC-Lage 10 nm.

Die nächsten Schritte bestehen in der Optimierung des Reibwertes des VAlNC-Schichtsystems mit Hilfe der umfangreichen Charakterisierungsmethoden am IMF I durch Variation der Beschichtungsparameter (Gaszufuhr CH4 oder C2H2). Sobald Prozesse für alle drei Reibwertbereiche etabliert sind, sollen die drei optimierten Schichten auf Streifenzieh-Werkzeuge und andere Modellumformwerkzeuge aufgebracht und von den Projektpartnern Institut für Umformtechnik der Universität Stuttgart sowie der ThyssenKrupp Steel Europe AG getestet werden.