3. MITTELDEUTSCHES NETZWERKTREFFEN 2010, IFAK
MAGDEBURG
Über ein neues Konzept der
wirkungsbezogenen Analytik und Zu antibiotikaresistenten
Bakterien im Wasserkreislauf
Gerald
Brenner-Weiß, Thomas Schwartz, Ursula
Obst, Karlsruher Institut für Technologie (KIT)
Wirkungsbezogene Analytik
In den vergangenen Jahrzehnten ist in der
pharmakologischen, toxikologischen und ökologischen Forschung sowie in der
Agro-, Lebensmittel- und Wasserforschung der Bedarf entstanden, nicht nur
Rückstands- bzw. Wirkstoffanalytik zu betreiben, sondern auch Wirkungsursache
und Wirkungsgrad zu ermitteln, um damit eine biologische Bewertung der Analyten zu ermöglichen. Entsprechend wurden und werden
zahlreiche Anstrengungen unternommen, um sowohl Methoden der Instrumentellen
Analytik weiterzuentwickeln als auch über Bioassays die biologische Wirkung zu
untersuchen. Bislang werden beide Ansätze jedoch getrennt voneinander verfolgt.
So liefern zwar die biologischen Assays wirkungsbezogene Informationen, eine
Identifizierung der verursachenden Substanzen ist jedoch nur sehr selten
möglich. Andererseits erlauben immer leistungsfähigere analytische Verfahren den
Nachweis von Substanzen in niedrigsten Spurenbereichen. Eine biologische
Bewertung der dabei nachgewiesenen Substanzen wird dadurch allerdings nicht
ermöglicht.
Daher ist man bestrebt, die chemische Analytik
mit der Wirkungsweise (spezifischen Wirkung, biologischer Assay) eines bzw.
mehrerer Stoffe zu kombinieren. Dieser kombinierte Ansatz wird als
Wirkungsbezogene Analytik bezeichnet.
Ziel einer solchen wirkungsbezogenen Analytik ist
daher die Identifizierung von Schadstoffen mit umwelt- oder humanrelevanter
Wirkung auf der Basis biomolekularer Erkennung des Liganden durch die
Zielstrukturen, die für die Induktion dieser Wirkungen im Organismus
verantwortlich sind. Die biomolekulare Erkennung besteht hier in einer
selektiven Bindung von Stoffen als ersten Schritt in einer Reaktionskette, die
zu einer spezifischen Wirkung führt. Diesen Schritt nutzt die wirkungsbezogene
Analytik zur Bindung und selektiven Anreicherung von Stoffen mit einem
bestimmten Wirkungspotential. Beispiele für solche Zielstrukturen sind Enzyme,
Rezeptoren aber auch Nukleinsäure-Strukturen, wie DNA oder RNA.
Beispielhaft werden einige Strategien zur
Umsetzung einer wirkunsgbezogenen Analytik erläutert.
Antibiotikaresistenz
Pharmazeutika werden über Ausscheidungen von
Mensch und Tier und durch unsachgemäße Entsorgung in die aquatische Umwelt
eingetragen. Humanpharmazeutika wie Antibiotika gelangen über Abwasser privater
Haushalte und Krankenhäuser zunächst in die kommunalen Kläranlagen. Dort werden
sie während der Abwasserreinigung jedoch nicht vollständig entfernt und
erreichen so die Oberflächengewässer, die wiederum als Trinkwasserreservoir
genutzt werden können. Antibiotika sind in diesem Zusammenhang von besonderem
Interesse, da momentan schwer abzuschätzen ist, ob ihr Vorkommen in Abwässern
zu einer Ausbreitung von Resistenzen in potentiell humanpathogenen
Mikroorganismen beiträgt. Unter bakterieller Resistenz versteht man dabei die
Widerstandsfähigkeit von Mikroorganismen gegen Antibiotika und Biozide. Resistenzgene können
über mobile genetische Elemente wie Plasmide oder Transposons schnell und sehr breit gefächert auf andere
Bakterien übertragen werden. Resistenzen können aber auch durch Veränderung
funktioneller bakterieller Gene (Mutation) entstehen. Solche Mutationen im
Bakterienchromosom werden dann an die Folgegenerationen weitergegeben. Seit der
Einführung von Antibiotika zur Behandlung von Infektionen wurde ein
kontinuierlicher Zuwachs mikrobieller Antibiotikaresistenzen
sowohl im Klinikbereich als auch außerhalb der Kliniken beobachtet.
Ausgewählte
Literatur
Brenner-Weiss, G., Obst, U. (2003) Approaches
to bioresponse-linked instrumental analysis in water
analysis, Anal Bioanal Chem
377(3), 408 - 416
Volkmann, H., Schwartz, T, Bischoff, P., Kirchen,
S., Obst, U. (2004) Detection of clinically relevant antibiotic-resistance
genes in municipal wastewater using real-time PCR (TaqMan),
J. Microbiol. Methods 56; 277– 286