Abschlusspräsentation des BMBF Projektes PU2000 IMAUF

„Innovative Methoden zur Auslegung von Umformwerkzeugen

 im Fahrzeugbau“, 29.11.2010, Düsseldorf, Stahlinstitut VDEh

 

Schichtentwicklung und Aufskalierung zur Realisierung einer lokalen Reibwertverteilung für Umformwerkzeuge

 

C. Ziebert1, M. Stüber1, S. Ulrich1, S. Kolozsvàri2, P. Pesch2, S. Woestmann3

 

1Institut für Materialforschung I, Karlsruher Institut für Technologie

2Technologiezentrum für Oberflächentechnik Rheinbreitbach GmbH

3 ThyssenKrupp Steel Europe AG, V/E 74 Umformprozesse, Eberhardstraße 12,
44145 Dortmund

 

Ziel des Verbundvorhabens IMAUF war es, die grundlegenden Innovationen aus den F+E-Arbeiten der Bereiche Blechumformung, rechnergestützte Simulationsmethoden, Plasmabe-schichtungstechnik und Oberflächenmodifizierung zusammenzuführen, in den produ­zierenden Unternehmen der Automobilindustrie zu erproben, im Erfolgsfall umzusetzen und in Qualifizierungsmaßnahmen überzuführen.

Von den Partnern im Teilprojekt 3 “Oberflächenfunktionalisierung: Schichtentwicklung, Aufskalierung und Optimierung“ IMF I, des Technologiezentrums für Oberflächentechnik Rheinbreitbach GmbH (TZO) und der ThyssenKrupp Steel Europe AG (TKSE) sollten erstmals nicht nur Beschichtungen mit konstanten, sondern Beschichtungen mit ortsabhängig einstellbaren Reibwerten entwickelt werden, die sich an den von den Industriepartnern gelieferten Vorgaben des Umformprozesses orientieren und ihn so durch Steuerung des Blechflusses optimieren.

Die Auswahl geeigneter Beschichtungsmaterialien im System V-C-Al-N erfolgte am IMF I im Labormaßstab durch die Methode der kombinatorischen Materialentwicklung (segmentiertes Target aus je einer Hälfte VC und AlN, 6 Hartmetallsubstrate in einer Linie gegenüber dem Target angeordnet, CH4-Gasvariation) Mit dieser Methode konnten in einem einzelnen Experiment 6 Schichten mit unterschiedlichem chemischen Aufbau von VC-reich auf Position 1 bis AlN-reich auf Position 6 und/oder Mikrostruktur hergestellt werden. Durch Untersuchung dieser Schichten konnte gezeigt werden, dass es durch den kombinatorischen Ansatz gelingt, die mechanischen und tribologischen Eigenschaften auf einem sehr großen Wertebereich zu variieren. Als besonders interessant erwiesen sich Schichten, die bei 2% CH4-Anteil abgeschieden wurden, da sie einen kontinuierlichen Übergang von geringen Reibzahlen bei den Positionen 1, 2 und 3 (m» 0.15) zu hohen Reibzahlen bei den Positionen 4, 5 und 6 (m » 0,35-0,45) aufwiesen.

Des Weiteren wurde erfolgreich ein neues Beschichtungsverfahren entwickelt, um auch für industrienahe Prozesse, die statt des segmentierten keramischen Targets metallische Targets im reaktiven Modus verwenden, eine ortsabhängige Reibwertverteilung einzustellen. Durch teilweise Abdeckung mit einem Blech geeigneter Geometrie kann der Kohlenstoffgehalt und der damit verbundene Reibwert der Schichten ortsabhängig variiert werden.

Parallel zur Entwicklung der Beschichtungen mit ortsabhängig einstellbaren Reibwerten im Labormaßstab erfolgte die Aufskalierung der Beschichtungs­prozesse auf industrienahe CemeCon-Beschichtungsanlagen (TZO). Anschließend wurden die aufskalierten Schichten auf Streifenzieh-Werkzeuge aufgebracht und von TKSE getestet. Ein bemerkens­wertes Ergebnis ist, dass sich mit einer VAlN+VAlNC-Beschichtung erstmals die Möglichkeit ergibt, den Streifenziehversuch auch trocken durchzuführen, ohne dass es bis zur maximalen Flächenpressung von 20 MPa zu einem Versagen infolge eines Stick-Slip-Effektes kommt.